Kommentar zu Flüchtlingsströmen Brutale Gesetze

Meinung | Genf · Die Zahl der Menschen auf der Flucht erreicht seit Jahren immer neue Höchststände. Für die Kriegsherren spielen diese vom Schicksal Betrogenen keine Rolle, kommentiert GA-Korrespondent Jan Dirk Herbermann.

Wir Menschen leben in einer „Welt im Krieg“. Das sagte der damalige UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres im Jahr 2015. Vier Jahre später hat sich an dem Befund nichts geändert. Rund um den Globus toben weiter unfassbar grausame Konflikte, die nicht enden wollen: Von der Ost-Ukraine über Syrien und dem Kongo bis Afghanistan.

Den höchsten Preis für die Waffengänge zahlen Zivilisten: Als Tote, Verstümmelte, Ausgehungerte, Witwen, Waisen und Flüchtlinge. Gerade die Zahl der Menschen auf der Flucht erreicht seit Jahren immer neue Höchststände. Mehr als 41 Millionen von ihnen irrten Ende 2018 als Binnenflüchtlinge durch das eigene Land. Und es kommen immer mehr hinzu: In Libyen haben die seit April tobenden Gefechte bereits mehrere Zehntausend Menschen aus ihren Unterkünften getrieben.

In Syrien bombardieren das Assad-Regime und sein russischer Verbündeter in diesen Tagen den Nordwesten des Landes, mehr als 150 000 Anwohner suchten das Weite: Verzweifelte, hungernde Kinder, Frauen und Männer in abgerissenen Kleidern, die wenigen Habseligkeiten in Taschen und Koffer gepackt. Oft haben die Mädchen und Jungen unter ihnen nur Gewalt und Entbehrungen kennengelernt – sie führen seit der Geburt einen fortwährenden Kampf ums nackte Überleben.

Für die Kriegsherren in vielen ihrer Länder spielen diese vom Schicksal Betrogenen keine Rolle, die Menschen auf der Flucht gelten als Kollateralschaden von Militäraktionen. Die meisten Politiker im Westen betrachten die weit entfernten Binnenflüchtlinge als Masse, die man allenfalls notdürftig versorgen sollte. Die Welt im Krieg hat ihre eigenen brutalen Gesetze.

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