Neuer Nationaler Sicherheitsberater der USA Bolton würde am liebsten Bomben werfen

Washington · Mit John Bolton wird ein Anti-Diplomat neuer Nationaler Sicherheitsberater in den USA. Im Umgang mit dem Iran und Nordkorea wirbt er unablässig für den Einsatz von Gewalt.

 Der frühere US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, John Bolton.

Der frühere US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, John Bolton.

Foto: dpa

John Bolton hat nichts Diplomatisches an sich. Mit seinem weißen Haar, seinem Walross-Schnäuzer und seiner Kampfhund-Attitüde wirkt der aus kleinen Verhältnissen – Vater Feuerwehrmann, Mutter Hausfrau – in Baltimore/Maryland stammende Erzkonservative bei seinen Auftritten oft wie ein grantiger Handwerker, dem zu viele Rechnungen geplatzt sind. Aber das täuscht. Der 68-Jährige gehört seit Jahrzehnten auf der politischen Rechten in den USA zu den kompromisslosesten Streitern für den Einsatz von Gewalt als Mittel der Politik. Als Nachfolger von Michael Flynn und H.R. McMaster, der mit dem Präsidenten nie warm wurde und nach vielen Querelen entnervt aufgab, wird der studierte Jurist Anfang April der dritte Nationale Sicherheitsberater der erst seit 15 Monaten amtierenden Regierung von Donald Trump.

Schon mit 16 Jahren arbeitete Bolton für den konservativen Präsidentschaftskandidaten Barry Goldwater. Er studierte zur selben Zeit wie Bill und Hillary Clinton in Yale. Später wurde der Ronald Reagan-Fan von James Baker ins Außenministerium der Regierung Bush senior geholt. Die Clinton-Jahre überwinterte er im „American Enterprise Institute“, einer konservativen Denkfabrik.

Sein kometenhafter Aufstieg bei Bush junior setzte ein, nachdem er bei der historischen Nachzählung der Wahlzettel in Florida den Oberaufseher gab. Als Untersekretär für Waffenkontrolle und internationale Sicherheit im Außenministerium machte er erstmals gegen internationale Organisationen Front. Begründung: Sie kosten nur und schränken Amerikas Freiheit ein. Als Interims-UN-Botschafter trug er sich 2005 mit diesem Spruch in die Geschichtsbücher ein: „Das UN-Gebäude in New York hat 38 Stockwerke. Wenn es zehn verliert, würde das niemandem auffallen.“ Weil Bolton auch im eigenen Lager viele Widersacher und nicht die nötige Mehrheit hatte, musste er 2006 zurücktreten. Als er ging, atmete die Weltgemeinschaft auf. „Ein verbissener Rechthaber weniger“, sagten europäische Diplomaten.

Bolton gab aber keine Ruhe. Als Autor, „Experte“ und Verbreiter von Verschwörungstheorien schuf er sich auf der Rechten eine stete Fangemeinde. Darum bis heute seine regelmäßige Präsenz im TV-Kanal Fox News. In Trumps Lieblingssender gibt Bolton regelmäßig den beinharten Anti-Diplomaten, der Verhandlungslösungen für überschätzt hält und in Cowboy-Manier rhetorisch den Colt schwingt. Im Umgang mit dem Iran und Nordkorea wirbt Bolton unablässig für den Einsatz von Bomben. Dass das republikanische Establishment nach den Kriegen in Afghanistan und im Irak von militärischen Abenteuern die Nase voll hat, interessiert ihn nicht. Bolton gehört zu denjenigen, die bis heute glauben, dass Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfügte und der Krieg absolut angemessen war.

Was Pjöngjang angeht, wirbt Bolton für rasches Handeln. Reden ist Zeitverschwendung, sagte er neulich im Fernsehen (bei Fox News) und lieferte einen seiner typischen Witze gleich mit: „Woran erkennt man, dass Nordkoreaner lügen? Antwort: „Ihre Lippen bewegen sich.“

Richard Painter, unter George W. Bush Anwalt für Ethikfragen im Weißen Haus, hält – wie viele Außen- und Sicherheitspolitiker in Washington – die Ernennung Boltons zum obersten Sicherheitsberater des Präsidenten für einen krassen Fehler. „Das ist eine Einladung zum Krieg, vielleicht zum Atomkrieg.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Falsche Zeichen
Kommentar zum Treffen von Steinmeier mit Erdogan Falsche Zeichen
Aus dem Ressort