Konflikte Zahl der Toten bei Terroranschlägen in Syrien steigt auf 184

Damaskus · Der IS kontrolliert in Syrien noch immer riesige Gebiete. Allerdings musste er zuletzt Niederlagen einstecken, auch gegen Anhänger des Regimes. Setzen die Extremisten jetzt verstärkt Attentäter ein?

 Zerstörung in Homs: Der Anschlag galt einem vor allem von Alawiten bewohnten Stadtviertel.

Zerstörung in Homs: Der Anschlag galt einem vor allem von Alawiten bewohnten Stadtviertel.

Foto: str

Die Zahl der Opfer bei den bislang blutigsten Anschlägen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf Regimeviertel in Syrien ist auf 184 gestiegen.

Allein am südlichen Rand der Hauptstadt Damaskus rissen Bomben mindestens 120 Menschen in den Tod, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. In der zentralsyrischen Stadt Homs starben demnach 64 Menschen. Die Attentate überschatteten Bemühungen der internationalen Gemeinschaft um eine Waffenruhe für das Bürgerkriegsland.

Die Explosionen ereigneten sich am Sonntag jeweils in Stadtteilen, die vor allem von religiösen Minderheiten bewohnt werden. Am Südrand von Damaskus explodierte im Schiitenviertel Sajeda Sainab mindestens eine Autobombe. Zudem sprengten sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft. Die dortige gleichnamige Moschee ist ein wichtiger Pilgerort für schiitische Muslime unter anderem aus dem Iran.

In Homs starben den Menschenrechtsbeobachtern zufolge 64 Menschen, als in dem vor allem von der religiösen Minderheit der Alawiten bewohnten Stadtteil Sahraa zwei Autobomben hochgingen. Der alawitische Glaube ist aus dem schiitischen Islam hervorgegangen und mit ihm verwandet. Die Familie von Präsident Baschar al-Assad sowie wichtige Säulen des syrischen Regimes gehören den Alawiten an.

Der IS übernahm in Interneterklärungen die Verantwortung für die Anschläge. Allerdings ließen sich die Bekenntnisse nicht unabhängig überprüfen. Die Extremisten beherrschen im Norden und Osten Syriens noch immer riesige Gebiete, mussten zuletzt aber Niederlagen auch gegen des Regime hinnehmen.

Erst Ende Januar war es in beiden betroffenen Gebieten zu ähnlichen Anschlägen mit Dutzenden Toten gekommen. Auch hier bekannte sich der IS zu den Taten. Die sunnitischen Dschihadisten sehen Angehörige anderer muslimischer Glaubensrichtungen als Abtrünnige.

US-Präsident Barack Obama will in den nächsten Tagen mit Kremlchef Wladimir Putin über eine Waffenruhe sprechen. Beide Großmächte sowie weitere beteiligte Staaten hatten sich in München auf eine Feuerpause geeinigt, die nach Lesart von Diplomaten am vergangenen Freitag hätte in Kraft treten sollen. Mit der Waffenruhe sollen die Anfang Februar ausgesetzten Friedensgespräche zwischen dem Regime und der Opposition wieder in Gang gebracht werden.

US-Außenminister John Kerry hatte am Wochenende nach eigenen Angaben mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow eine "vorläufige Einigung" über die Bedingungen einer Waffenruhe in Syrien erreicht. Sie könnte demnach in den nächsten Tagen beginnen. Russland ist neben dem Iran der wichtigste Verbündete des Regimes und fliegt seit Ende September Luftangriffe. In der saudischen Hauptstadt Riad wollte sich am Montag das Oberste Verhandlungskomitee (HNC) der Regimegegner treffen, um über die vorgeschlagene Feuerpause zu beraten.

Nach rund einem Jahr Geiselhaft ließ der IS unterdessen die letzten von mehr als 200 im Nordosten Syriens entführten Christen frei. Mehr als 40 Frauen und Männer seien wieder auf freiem Fuß, erklärte das Assyrische Netzwerk für Menschenrechte. Vor einem Jahr hatte die Terrormiliz im Nordosten Syriens mehrere Dörfer assyrischer Christen in der Nähe der Stadt Hasaka überrannt und und Einwohner entführt. Assyrische Aktivisten sprachen von mehr als 270 Geiseln.

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