Milliarden im Kampf gegen Corona Wie die EU schneller an einen Impfstoff kommen will

Brüssel · Die Europäische Union sammelt Milliarden, um die Welt von der Corona-Pandemie befreien zu können. „Eine solche Aufgabe gab es noch nie“, sagt Ursula von der Leyen.

 Moderatorin des Spendenreigens: Ursula von der Leyen.

Moderatorin des Spendenreigens: Ursula von der Leyen.

Foto: dpa/Etienne Ansotte

Gesucht werden Coronavirus-Test-Sets – für sieben Milliarden Erdenbewohner. Gebraucht wird ein Impfstoff – sieben Milliarden Dosen, mindestens. „Wir müssen eine Impfung entwickeln, ihn herstellen und zu einem bezahlbaren Preis sofort in jeder Ecke der Welt verfügbar machen. Eine solche Aufgabe gab es noch nie.“ Mit diesen Worten hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Montagnachmittag eine globale Show eröffnet, die es so wohl auch noch nie gegeben hat. Im öffentlich zugänglichen EU-Fernsehsender EbS präsentierte sich die CDU-Politikerin wie eine Moderatorin vor einer „Tagesschau“-Weltkarte. Am unteren Bildschirm wurden – untermalt von musikalischen Jingles – die zugesagten Spenden aus den Staaten zusammengezählt. 7,5 Milliarden Euro wollte man in diesem ersten Anlauf erreichen. Eine Milliarde legte die Kommissionschefin zum Start in den Topf. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe standen 5,25 Milliarden Euro auf dem Zähler.

Coronavirus – die globale Antwort“ hieß die Auftaktveranstaltung dieser Geberkonferenz, bei der Geld für die Entwicklung und Herstellung von Tests, Medikamenten und Impfstoffe gesammelt wurde. Weltweit wird nach Angaben der EU-Kommission an mehr als 70 möglichen Impfstoffen geforscht. Mehr als 40 Entwickler haben sich bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) gemeldet. Der Pharmaverband IFPMA spricht sogar von 140 Wirkstoffen, die derzeit getestet würden. Darunter seien 77 Medikamente, die für andere Krankheiten entwickelt wurden, 68 seien neu. Die Mehrheit der Forscher rechnet damit, dass wegen langwieriger Studien und Zulassungsverfahren ein Präparat erst im kommenden Jahr zur Verfügung steht.

Aber auch wenn es letztlich um Impfungen, Arzneimittel und Test-Sets ging, standen die an diesem Nachmittag fast im Hintergrund. In seltener Einigkeit wurde von der Leyens World-Show zu einem Konzert der Einigkeit und globalen Solidarität, bei dem nur einer besonders fehlte: US-Präsident Donald Trump. Er setzt lieber auf die eigenen Initiativen und Firmen.

Für alle anderen aber schien klar: „Wir können das Virus nicht alleine besiegen“, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte und 525 Millionen Euro in den neuen Fonds legte – zusätzlich gab es weitere 1,3 Milliarden Euro zur Stützung der weltweiten Gesundheitssysteme. Zwei Stunden lang reihten sich die Staats- und Regierungschefs großer und kleiner Staaten aneinander: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte Zugang zu den Impfstoffen „für alle und jeden auf diesem Planeten“. Der japanische Premierminister Shinzo Abe sah die „Menschheit vereint in dieser Schlacht“ (gegen das Virus, d. Red.) und rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, im nächsten Jahr zu den Olympischen Spielen nach Tokio zu kommen und dort „den Sieg über die Pandemie“ zu feiern.

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau sagte: „Wir können uns nur um uns selbst kümmern, wenn wir uns um die ganze Welt kümmern.“ Der britische Regierungschef Boris Johnson, der selbst mit dem Coronavirus infiziert war, legte einen nach dem Brexit ungewohnt deutlichen Appell für die weltweite Solidarität vor. Recep Tayyip Erdogan (Türkei) war ebenso beteiligt wie Fürst Albert II. von Monaco und Südafrikas Präsident Cyril Matamera Ramaphosa sowie der jordanische König Abdullah II. Und jeder brachte ein paar Millionen mit – auch Melinda Gates, die Ehefrau des Microsoft-Gründers Bill Gates, die eine 92-Millionen-Euro-Spende mitbrachte.

Doch nicht alles ist frisches Kapital. Um nicht bei null anfangen zu müssen, hatte die EU-Kommission angekündigt, dass Investitionen auch rückwirkend ab dem 30. Januar 2020 mitgezählt werden durften: An dem Tag erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Pandemie zur internationalen Notlage.

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