Krieg in Syrien USA bombardieren Flugplatz bei Damaskus

Washington · US-Präsident ordnete Bestrafung für mutmaßlichen Giftgas-Angriff des syrischen Regimes kurz vor Staatsdinner für Chinas Präsident Xi Jinping an. Flugplatz nördlich von Damaskus war das Ziel.

US-Präsident Donald Trump hat als Vergeltung für den mutmaßlichen Giftgas-Angriff auf Zivilisten einen Luftstützpunkt des syrischen Diktators Baschar-al-Assad bombardieren lassen. Amerika schaltete sich damit erstmals aktiv in den seit über sechs Jahren andauernden Bürgerkrieg ein.

Wie das Verteidigungsministerium in Washington bestätigte, wurden am Donnerstagsabend gegen 20.45 Uhr US-Ostküstenzeit rund 60 Tomahawk-Marschflugkörper (Cruise Missiles) von zwei im Mittelmeer kreuzenden US-Kriegsschiffen abgefeuert. Ziel war die Luftwaffenbasis Schayrat nördlich von Damaskus. Dort wurden Flugzeuge, Tanklager, Ersatzteile und die Landebahn beschossen. Über das Ausmaß des Schadens gab es zunächst keine Angaben.

Laut US-Regierung sollen von Schayrat aus jene Flugzeuge der syrischen Luftwaffe gestartet sein, die am Dienstag Bomben mit dem Nervengift Sarin über der Stadt Chan Scheichun abgeworfen haben sollen. Dabei kamen mindestens 86 Menschen ums Leben, darunter viele Kinder. Die von Trump persönlich angeordneten Militärschläge, die ersten seiner Präsidentschaft, sollten als Botschaft an Assad verstanden werden, nie wieder chemische Waffen einzusetzen, hieß es in Regierungskreisen.

Trump holte vor dem Einsatzbefehl nicht die Zustimmung des Kongresses in Washington ein; ein Kontrast zum Vorgehen seines Vorgängers Barack Obama. Auch wurde die russische Seite, die neben dem Iran Assads wichtigste Schutzmacht stellt, laut Regierung nicht um Einvernehmen gebeten.

Wie Regierungskreise bestätigten, wurden die Luftschläge kurz nach dem Staatsdinner durchgeführt, das Trump am Abend für Chinas Präsident Xi Jinping und dessen Frau Peng Liyuan in Trumps Privat-Domizil Mar-a-Largo in Florida gab.

Um 22 Uhr strahlten die US-TV-Sender eine dreiminütige Ansprache Trumps aus. Darin machte der amerikanische Präsident Assad direkt für den „langsamen und brutalen Tod unschuldiger Männer, Frauen und Kinder“ verantwortlich. „Sogar wunderschöne Babys wurden bei dieser barbarischen Attacke getötet“, sagte Trump und warf Assad vor, seine Verpflichtungen gebrochen und UN-Vorgaben missachtet zu haben, die ihm den Einsatz von Chemiewaffen verbieten.

Für Amerika sei der Luftschlag „grundlegend für die nationale Sicherheit“ gewesen, sagte Trump. Es gehe darum, die Verbreitung tödlicher Chemiewaffen zu verhindern. Trump forderte alle "zivilisierten Nationen" auf, das Blutvergießen in Syrien gemeinsam zu stoppen.

Nach Angaben von US-Außenminister Rex Tillerson gibt es „keinen Zweifel“, dass das Assad-Regime für die Tragödie von Chan Scheichun verantwortlich ist. Damaskus streitet die Vorwürfe ab und sprach nach den US-Luftschlägen von einer „Aggression“.

Russland UN-Botschafter Wladimir Safronkow hatte kurz vor den ersten Bombeneinschlägen in New York vor einem US-Angriff gewarnt. Dies könne "negative Konsequenzen" haben. Grund: Russlands Präsident Wladimir Putin hält die Urheberbschaft des Giftgas-Angriffs nicht für erwiesen. Er fordert eine "sorgfältige unparteiische internationale Untersuchung“. Ob russische Kräfte, die sich zum Zeitpunkt des Angriffs auf der syrischen Luftwaffenbasis aufhielten, in Mitleidenschaft gezogen wurden, ist bisher nicht bekannt.

Trumps Vorgehen in Syrien steht im krassen Gegensatz zu offiziellen Erklärungen, die nur wenige Tage alt sind. Außenminister Rex Tillerson hatte noch am Wochenende betont, die Zukunft Assads sei ausschließlich von den Syrern zu entscheiden, Amerika konzentriere sich auf die Bekämpfung des Terrornetzwerks Islamischer Staat.

Nach der Veröffentlichung von Bildern des mutmaßlichen Giftgasangriffs änderte sich die Rhetorik der US-Regierung komplett. Trump sprach plötzlich von einer „Schande für die Menschheit“. Die Tragödie habe seine Haltung zu Assad und zum Syrienkrieg „stark verändert“. Mit Assad müsse „etwas geschehen“.

Außenminister Tillerson ging noch einen Schritt weiter. Assad müsse im Zuge eines international politisch begleiteten Prozesses aus der Regierungsverantwortung gedrängt werden. Die ersten Schritte dazu seien bereits „auf den Weg gebracht“, erklärte Tillerson am Donnerstag. Assad werde keine „Rolle“ mehr spielen bei der Führung des syrischen Volkes.

Wie das Ziel erreicht worden soll, ließ die Regierung offen. Trump hatte noch 2013 seinen Vorgänger Obama vor einem Militär-Einsatz in Syrien gewarnt. Im Wahlkampf bekräftigte Trump mehrfach, dass er im Falle eines Sieges sicherstellen werde, dass die USA nicht mehr in Konflikte hineingezogen werden, die nicht unmittelbar die Unversehrtheit der Vereinigten Staaten betreffen.

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