Konflikte Türkei beschießt kurdische Milizen und IS-Stellungen

Istanbul · Aktuell an der syrisch-türkischen Grenze: Die türkische Armee feuert über die Grenze hinweg, Raketen schlagen in der Türkei ein. Und das alles kurz vor einem Besuch von US-Vizepräsident Biden.

 Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim hatte angekündigt, dass sich die Türkei "aktiver" in eine Lösung des Syrienkonfliktes einbringen werde.

Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim hatte angekündigt, dass sich die Türkei "aktiver" in eine Lösung des Syrienkonfliktes einbringen werde.

Foto: STR/Archiv

Vor dem Besuch von US-Vizepräsident Joe Biden in Ankara hat die türkische Armee Stellungen der von den USA unterstützen kurdischen Milizen in Nordsyrien beschossen.

Zugleich feuerte die Türkei in der Nacht zum Dienstag auf Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im nordsyrischen Dscharablus, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Die Scharmützel im türkisch-syrischen Grenzgebiet gingen auch am Dienstag weiter.

In der türkischen Grenzstadt Kilis schlugen erstmals sei Monaten wieder Raketen ein. Außerdem trafen mehrere, mutmaßlich von IS-Gebiet aus abgefeuerte Mörsergranaten den weiter östlich liegenden Grenzort Karkamis. Menschen kamen in beiden Fällen nicht zu Schaden. Die türkische Armee reagierte auf den Möserangriff laut Regierungskreisen mit einem erneuten Beschuss von IS-Stellungen.

Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim hatte am Wochenende angekündigt, dass sich die Türkei "aktiver" in eine Lösung des Syrienkonfliktes einbringen werde. Nach dem der Terrormiliz IS zugeschriebenen Anschlag in Gaziantep legte Außenminister Mevlüt Cavusoglu nach und forderte, die Grenze zu Syrien müsse vollständig vom IS "gesäubert" werden.

Der Beschuss der kurdischen Stellungen in Syrien in der Nacht zum Dienstag sei in der Region um Manbidsch, rund 20 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt, erfolgt, sagte ein Sprecher der Kurden in der Region, Scherwan Darwisch, der Deutschen Presse-Agentur.

Ein Bündnis unter Führung der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) hatte die Stadt Manbidsch vor kurzem von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zurückerobert. Die von den USA unterstützten kurdischen Milizen kontrollieren ein großes Gebiet an der türkischen Grenze, das nur durch das Einflussgebiet des IS unterbrochen wird.

Der Vormarsch der YPG, des syrischen Ablegers der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, ist der Türkei ein Dorn im Auge. Erst kürzlich hatte die Regierung vor einem weiteren Vorrücken der Kurden in der Region gewarnt und deren Rückzug gefordert.

Die Rolle der YPG im Syrien-Krieg wird auch Thema beim Besuch von US-Vizepräsident Biden am Mittwoch in Ankara sein. Die USA betrachten die PKK als Terrororganisation, nicht aber die YPG. Biden will der türkischen Regierung auch die Unterstützung der USA nach dem Putschversuch zusichern. Er wolle seine Bestürzung darüber zum Ausdruck bringen, dass eine demokratisch gewählte Regierung zu Fall gebracht werden sollte, hieß es aus Washington.

Vor Gesprächen mit Ministerpräsident Binali Yildirim und Staatschef Recep Tayyip Erdogan stattet Biden dem Parlament in Ankara einen Besuch ab, das in der Putschnacht bombardiert worden war.

Im Mittelpunkt der Biden-Visite dürfte jedoch der Streit um die von der Türkei geforderte Auslieferung des in Pennsylvania lebenden Geistlichen Fethullah Gülen stehen. Erdogan macht Gülen und seine Bewegung für den Putschversuch verantwortlich. Die USA sind an ein Auslieferungsabkommen mit der Türkei gebunden. Bisher liege lediglich ein Auslieferungsgesuch vor, das sorgfältig geprüft werden müsse, heißt es aus dem Weißen Haus.

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