Paul Manafort Trumps Ex-Wahlkampfmanager kooperiert mit Justiz

Washington · Donald Trumps Ex-Wahlkampfmanager Paul Manafort will mit den Ermittlern kooperieren. Rechtsgelehrte halten ihn für ein "Schwergewicht mit Herrschaftswissen".

 Paul Manafort, der frühere Wahlkampfmanager von US-Präsident Trump, verlässt im Oktober 2017 den Federal District Court.

Paul Manafort, der frühere Wahlkampfmanager von US-Präsident Trump, verlässt im Oktober 2017 den Federal District Court.

Foto: Alex Brandon/AP

John Dean weiß, wie es ist, wenn man sich gegen den Boss stellt, um den eigenen Kopf zu retten. In der Watergate-Affäre war er erst Richard Nixons Rechtsberater. Und dann einer der Hauptzeugen gegen den später zurückgetretenen amerikanischen Präsidenten. Als Dean davon erfuhr, dass Donald Trumps Ex-Wahlkampfmanager Paul Manafort in der Russland-Affäre „umgefallen“ ist und sich zwecks Vermeidung langer Haft Sonderermittler Robert Mueller als Kronzeuge zur Verfügung stellt, stieß der 79-Jährige eine dunkle Prophezeiung aus: „Die komplette Trump-Familie ist jetzt in Gefahr. Die Albträume im Weißen Haus werden nicht enden.“

Was Dean zu der These bewogen hat, bleibt vorläufig unklar. Denn noch weiß niemand exakt, was Manafort weiß, was er den Ermittlern erzählt, und ob darunter bisher unbekannte Puzzleteile sind, die Trump wirklich gefährlich werden könnten. Etwa bei der Frage, ob Trump und seine Kampagne mit den Russen vor der US-Wahl 2016 gemeinsame Sache gemacht haben. Ob andere Top-Vertreter aus dem engen Kreis um Trump in Sachen Russland gegenüber dem FBI gelogen haben. Oder ob Trump nach Aufnahme der Untersuchungen durch Robert Mueller im Mai 2017 die Justiz bei ihrer Arbeit behindert hat, was ein Amtsenthebungsverfahren rechtfertigen könnte.

Bei Rechtsgelehrten in Washington herrscht die Meinung vor, dass Manafort, der 2016 sechs Monate lang Trumps Wahlkampf gemanagt hatte, ein „Schwergewicht mit Herrschaftswissen ist“. Andernfalls hätte Ex-FBI-Chef Mueller nie zugestimmt, dem 69-Jährigen so viel Strafnachlass zu gewähren.

Trump hält sich mit Kommentaren zurück

Für Manafort ging es um alles. In einem ersten Verfahren war er vor wenigen Wochen wegen Steuer- und Bankbetrugs schuldig gesprochen worden. Mögliches Strafmaß: 80 Jahre. Im zweiten Verfahren, das an diesem Montag starten sollte, hätten Manafort wegen Verschwörung gegen die USA und verbotener Lobby-Tätigkeit für die Ukraine 17 bis 20 Jahre gedroht. Mit anderen Worten: Gefängnis bis zum Tod. Durch sein Kooperationsversprechen wird die Strafe laut US-Medien am Ende voraussichtlich „zwischen drei und sieben Jahren“ landen.

Dafür aber muss Manafort sein komplettes Wissen offenbaren. Und zwar in allen Fällen, in denen Sonderermittler Mueller ihn für ergiebig hält. Seinen ersten Auftritt als Allzweck-Kronzeuge hinter den Kulissen wird Manafort haben, wenn es um das Treffen von Trumps Sohn Donald Jr. mit einer Kreml-nahen Anwältin im Sommer 2016 in New York geht. Die Juristin hatte schmutziges Material aus russischen Geheimdienstquellen über Trumps Konkurrentin Hillary Clinton angeboten.

Wie das Treffen zustande kam, ob Trump Senior davon vorher wusste, welche Informationen tatsächlich geflossen sind, all das steckt noch in einer Grauzone. Manafort muss es genauer wissen. Er war, wie Trumps Schwiegersohn Jared Kushner, dabei und machte eifrig Notizen. Auch über Kontakte von Trump-Berater Roger Stone mit einem russischen Hacker, der vor der Wahl via Wikipedia Tausende interne E-Mails der US-Demokraten öffentlich machte, soll Manafort im Bild gewesen sein. Und: Vor dem Nominierungsparteitag Trumps 2016 in Cleveland wurde das Programm der Republikaner in der Frage der Bewaffnung der Ukraine im Sinne von Russlands Präsident Putin entschärft.

Manafort, lange Jahre für russlandfreundliche Potentaten tätig gewesen, zog dabei die Strippen. Was bekam wer dafür? War Trump im Bilde? Der Präsident hielt sich am Sonntag anders als sonst mit beißenden Kommentaren zurück. Aus regierungsnahen Kreisen war zu hören, dass sich der Präsident zunehmend „umzingelt“ fühlt.

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