Gipfel in Vietnam Trump und Kim ringen um Frieden und Abrüstung

Das erste Treffen von Donald Trump und Kim Jong Un bannte die Kriegsgefahr. Das zweite soll auch nun atomare Abrüstung bringen. Doch der Stab des US-Präsidenten ist skeptisch.

 Treffen in Hanoi: US-Präsident Donald Trump (links) und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un.

Treffen in Hanoi: US-Präsident Donald Trump (links) und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un.

Foto: AP

Umarmt haben sie sich nicht. Und beide wirkten beim ersten Handschlag angespannt und blickten mit ernster Miene. Erst nachdem US-Präsident Donald Trump betonte, wie wichtig ihm das persönliche Verhältnis zu Kim Jong Un sei und welches „enorme Potenzial“ er für Nordkorea sehe, lächelte der nordkoreanische Machthaber dem US-Präsidenten freundlich zu. Das Eis schien gebrochen. Trump und Kim stellten sich der Presse nur für wenige Minuten. Im Anschluss folgte ein Gespräch unter vier Augen. Kameraaufnahmen zeigen, wie sie beim gemeinsamen Abendessen lautstark lachen.

Zum Auftakt des zweiten Gipfels zwischen Trump und Kim haben sich beide zuversichtlich gezeigt, dass ihr anderthalbtägiges Treffen ein Erfolg werde. Er werde „sein Bestes“ geben, um „große“ und „von allen begrüßte“ Ergebnisse zu erzielen, sagte Kim. Trump ergänzte, er gehe davon aus, dass die Gespräche „sehr erfolgreich“ sein würden. Der Gipfel findet in Vietnams Hauptstadt Hanoi statt.

Bei einem Treffen kurz zuvor mit dem vietnamesischen Präsidenten Nguyen Phu Trong hatte Trump verkündet, dass „großartige Dinge“ bei dem „sehr wichtigen Gipfel“ geschehen würden. Er bezeichnete den nordkoreanischen Diktator gar als seinen „Freund“ und stellte wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand in Aussicht, sollte Kim seine Atomwaffen und Raketen abrüsten.

Vor acht Monaten kam es in Singapur erstmals zu einem Treffen zwischen Kim und Trump. Eine Premiere: Noch nie hatten sich ein nordkoreanischer Machthaber und ein amtierender US-Präsident getroffen. Seit dem Korea-Krieg zwischen 1950 und 1953 sind beide Staaten verfeindet. Bis heute gibt es kein Friedensabkommen. Doch während beim ersten Treffen in Singapur schon der Handschlag als historisch gefeiert wurde und die beiden sich auf eine vage Absichtserklärung zur „Denuklearisierung“ einigten, steht nun insbesondere Trump unter Druck, konkrete Ergebnisse zu liefern.

Trump selbst hatte zwischenzeitlich die Erwartungen hochgeschraubt und sich selbst bereits als Friedensnobelpreisträger gesehen. Schließlich habe er einen der gefährlichsten Konflikte der Welt befriedet. Doch so weit sind die Verhandlungen noch lange nicht. Sein Sondergesandter Steve Biegun musste zugeben, dass sich beide Seiten noch nicht einmal auf eine Definition geeinigt hätten, was Denuklearisierung konkret heiße.

An den Verhandlungen nehmen auch Trumps Stabschef Mick Mulvaney und US-Außenminister Mike Pompeo teil. Pompeo hatte im Vorfeld selbst gesagt, er glaube nicht, dass Nordkorea sein Atomwaffenprogramm so rasch aufgeben werde. Kim wird von seinem Außenminister Ri Yong Ho und Ex-Geheimdienstchef Kim Yong Chol unterstützt. Beide gelten als sehr erfahren. Schwer bewaffnete Sicherheitskräfte mit Panzerfahrzeugen riegelten das legendäre Hotel „Metropole“ in der Hanoier Altstadt weiträumig ab.

Die eigentlichen Verhandlungen sind für Donnerstagvormittag vorgesehen. Vieles hängt nach Einschätzung von Experten davon ab, wie gut sich Trump und Kim persönlich verstehen werden. Laufen die Gespräche harmonisch, könnte Kim sich dazu bereit erklären, dass internationale Inspektoren die Atomanlage Yongbyon inspizieren. Die Aufgabe aller Atom- und Raketenstätten würde das aber nicht bedeuten.

Kim wiederum könnte mit einer Lockerung der Sanktionen gegen sein Land rechnen. Auch eine Friedenserklärung als erster, symbolischer Schritt auf dem Weg zu einem Friedensvertrag und einer neuen Sicherheitsarchitektur in Ostasien ist nach Ansicht von Experten im Bereich des Möglichen. Für einen umfassenden Friedensvertrag müssten allerdings auch Südkorea und China beteiligt werden.

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