Vorgehen gegen Chef einer Terrorgruppe Terror-Boss unter Hausarrest

Bangkok · Lange versuchen Vertreter der USA, den Chef der Terrorgruppe Lashkar-e-Toiba, Hafiz Saeed, hinter Gitter zu bringen. Jetzt hat Pakistan Saeed überraschenderweise unter Hausarrest gestellt - eine Reaktion auf die Politik Donald Trumps.

 Lebte lange unbehelligt in Pakistan: Hafiz Saeed.

Lebte lange unbehelligt in Pakistan: Hafiz Saeed.

Foto: AFP

Seit Jahren rannten Vertreter der USA in Pakistan vergeblich die Türen der Behörden ein. Doch sie scheiterten bei allen Versuchen, den Gründer und Chef der Terrorgruppe Lashkar-e-Toiba (LeT), Hafiz Saeed, hinter Gitter zu bringen. Statt sich angesichts einer Belohnung der USA von zehn Millionen US-Dollar zu verstecken, tauchte Saeed mit Vorliebe bei öffentlichen Veranstaltungen und Empfängen des politischen Establishments in der Stadt Lahore auf.

Am Donnerstag stellte Islamabad Saeed, dem Beteiligung und Planung an der Terrorattacke auf Indiens Wirtschaftsmetropole Mumbai im Jahr 2008 mit 166 Toten vorgeworfen wird, plötzlich unter Hausarrest. „Die Amtsübernahme von Donald Trump war ein Punkt bei unseren Erwägungen“, gestand ein pakistanischer Minister der Tageszeitung „Express Tribune“. General Asif Ghafoor, der Chef der PR-Abteilung ISPR der pakistanischen Streitkräfte, begründete den Hausarrest mit einer überraschenden Erklärung: „Wir wollen keinen Krieg mit Indien.“

Der große Nachbar und ewige Feind Islamabads beschuldigt ebenso wie konservative US-Außenpolitiker und Militärs Pakistan seit Jahren, islamistischen Terror zu exportieren. Auf Befehl von Barack Obama wurde zwar Al-Kaida-Gründer Osama bin Laden in der Garnisonsstadt Abbottabad aufgespürt und getötet. Doch im Fall Hafiz Saeed bissen sich die USA die Zähne aus. Dennoch gehört Pakistan nicht zu den Ländern, deren Bürgern auf Befehl von Trump die Einreise verweigert wird.

Allerdings scheint die umstrittene Entscheidung des US-Präsidenten in der „Terrorbrutstätte“ Pakistan, so die Beschreibung durch Indiens hindunationalistischen Premierminister Narendra Modi, in Islamabad zu wirken. Der Hausarrest von Saeed, dessen Terrorgruppe Lashkar-e-Toiba auf Anschläge in Pakistan verzichtete und in Verbindung mit Islamabads Geheimdienst und den Sicherheitskräften vorwiegend im indisch kontrollierten Teil von Kaschmir operierte, ist freilich nur dank Änderungen an der Spitze der mächtigen Streitkräfte möglich.

Machtwechsel bei den Streitkräften

Ende vergangenen Jahres löste nach langem Gerangel hinter den Kulissen mit General Qamar Javed Bajwa ein Wunschkandidat des amtierenden Premierminister Nawaz Sharif den populären Vorgänger General Raheel Sharif als Chef der mächtigen Streitkräfte ab. Raheel Sharif erfreute sich großer Beliebtheit, weil er entschlossen gegen islamistische Terrorgruppen vorging, die nahe der Grenze zu Afghanistan untergeschlüpft waren.

Bajwa setzte umgehend einen Mann seines Vertrauens als Chef des gefürchteten Geheimdienstes ISI ein. Der ließ im Januar eine Reihe von Menschenrechtsaktivisten und Bloggern verschwinden. Seit ihrer Freilassung sitzt den Festgenommen die Angst so sehr im Nacken, dass sie nicht über ihre Gefangenschaft reden wollen.

Gleichzeitig scheinen General Bajwa und seine Mannschaft keine Einwände gegen den Schmusekurs von Premierminister Sharif zum Nachbarn Indien zu haben. Die Inhaftierung oder legale Verfolgung von Lashkar-e-Toiba Chef Saeed wurde von Delhi in den vergangenen Monate als Bedingung für neue Gespräche genannt. Islamabad verhaftete schon früher einige LeT-Kommandeure. Einer der wichtigsten, Zaki-ur-Rehman Lakhavi, wurde gegen eine mickrige Kaution auf freien Fuß gesetzt. Pakistan muss deshalb nun beweisen, ob der Hausarrest für LeT- Boss Hafiz Saeed mehr ist als eine schöne Geste ist.

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