Konflikte Syrisches Regime nimmt IS-Hochburg Al-Rakka ins Visier

Palmyra · Palmyra (dpa) - Nach ihrem bislang größten Sieg gegen die Terrormiliz IS in der historischen Oasenstadt Palmyra nimmt das syrische Regime die Dschihadisten-Hochburg Al-Rakka ins Visier.

 Die Herrschaft der Dschihadisten hat Spuren hinterlassen in Palmyra. Kulturschätze sind zerstört.

Die Herrschaft der Dschihadisten hat Spuren hinterlassen in Palmyra. Kulturschätze sind zerstört.

Foto: Valery Sharifulin/TASS/dpa

Nach ihrem bislang größten Sieg gegen die Terrormiliz IS in der historischen Oasenstadt Palmyra nimmt das syrische Regime die Dschihadisten-Hochburg Al-Rakka ins Visier.

Die mit Unterstützung durch russiche Luftangriffen nach zehn Monaten von den Dschihadisten zurückeroberte Stadt werde als Ausgangsbasis für Militäroperationen vor allem gegen die vom IS kontrollierten Städte Dair as-Saur und Al-Rakka dienen, verkündete die Armeeführung am Samstag. Letztere gilt - neben Mossul im Irak - als inoffizielle Hauptstadt des IS.

Palmyra hat als Welterbestätte immense symbolische Bedeutung. Für den IS bedeutet der Verlust der Stadt einen schweren Schlag. Der syrische Präsident Baschar al-Assad sah die Rückeroberung als Beleg für den Erfolg seiner Strategie im Kampf gegen den Terror, wie die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete am Sonntag, einen Tag nach der Einnahme Palmyras und der weltberühmten Unesco-Weltkulturerbestätte seien nordöstlich der Stadt noch Kampfgeräusche zu hören gewesen. Regierungseinheiten seien in der ehemaligen Handelsstadt in der zentralsyrischen Wüste weiterhin mit der Entschärfung von Minen beschäftigt.

In den vergangenen Tagen waren die Regierungseinheiten mit Macht auf Palmyra vorgerückt. Die zentralsyrische Stadt gehört wegen ihrer einzigartigen Bauwerke aus den ersten Jahrhunderten nach Christus zum Unesco-Weltkulturerbe. Der IS hatte die Stadt im Mai 2015 von der syrischen Armee eingenommen. Seitdem sprengten die Dschihadisten den rund 2000 Jahre alten Baal-Tempel, den Baal-Schamin-Tempel sowie mehrere einzigartige Turmgräber, den Triumphbogen und einen Teil der berühmten Säulenstraße.

Die syrische Regierung will die zerstörten Teile der Stätte rekonstruieren. "Ich bin fest entschlossen, die beiden Tempel wieder aufzubauen", sagte der Leiter der syrischen Museums- und Altertumsbehörde, Mamun Abdul-Karim, der Deutschen Presse-Agentur. Aufnahmen zufolge seien die Felsblöcke der zerstörten Tempel noch vorhanden. Die Unesco kündigte die Entsendung einer Kommission zur Erkundung der Schäden an.

Der Direktor des Vorderasiatischen Museums Berlin, Markus Hilgert, mahnte "Fingerspitzengefühl" beim Wiederaufbau an. Es gehe um die Frage: "Wie machen wir das, so dass die Integrität der Welterbestätte Palmyra nicht beschädigt wird?", sagte er. Bei einer Rekonstruktion gehe es auch immer um die Frage, inwiefern die Voraussetzungen für eine Welterbestätte dann noch vorhanden seien. "Man darf es nicht übertreiben". Das weltbekannte Kunstmuseum Eremitage im russischen St. Petersburg bot seine Hilfe bei der Restaurierung der Kunstschätze an.

Russland hatte die syrische Armee nach eigenen Angaben bei der Rückeroberung von Palmyra mit Dutzenden Luftangriffen unterstützt. Bei 40 Einsätzen hätten Kampfjets rund 120 Stützpunkte bombardiert, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Sonntag mit. Dabei seien innerhalb von 24 Stunden etwa 80 Terroristen getötet sowie Munitionsdepots, Panzer und großkalibrige Geschütze zerstört worden.

Kremlchef Wladimir Putin gratulierte Assad bei einem Telefonat zur Rückeroberung von Palmyra. Ungeachtet des Teilabzugs des russischen Militärs aus Syrien werde Moskau der Regierung in Damaskus weiterhin im Kampf gegen Terroristen helfen, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow. Auch der Iran gratulierte seinem engen Verbündeten.

Der IS war in seinem "Kalifat" in Syrien und im Irak in den vergangenen Monaten zunehmend unter Druck geraten. Syriens Armee hatte ihre Offensive Anfang März mit Unterstützung durch russische Luftangriffe gestartet. Nach Angaben der Menschenrechtler wurden dabei insgesamt 400 IS-Kämpfer und 180 Regierungseinheiten getötet.

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