Rückkehr von Pedro dem Hübschen Sozialisten in Spanien holen ehemaligen Generalsekretär zurück

Madrid · Die Parteibasis der Sozialisten in Spanien holt ihren geschassten Generalsekretär Pedro Sánchez zurück. Damit bestraft sie die Führungsetage.

 Pedro Sánchez ist wieder Parteivorsitzender.

Pedro Sánchez ist wieder Parteivorsitzender.

Foto: dpa

Es ist eine Rebellion der Basis der spanischen Sozialisten gegen die Parteibonzen – eine Rebellion, die dem im Herbst von der Führung geschassten progressiven Generalsekretär Pedro Sánchez zu einem überraschenden Comeback verhalf. In einer von ihm durchgesetzten Mitgliederbefragung triumphierte er zur großen Überraschung seiner Gegner.

Mit dem Ergebnis, dass er nun auf den Chefsessel der Sozialistischen Arbeiterpartei zurückkehrte und schon wieder davon träumt, eine linke Parteienallianz zu schmieden, um Spaniens konservative Minderheitsregierung unter Ministerpräsident Mariano Rajoy abzusägen.

Doch zunächst wird der 45-Jährige den tiefen Riss kitten müssen, der sich durch seine sozialdemokratisch ausgerichtete Traditionspartei zieht und sie an den Rand des Abgrunds brachte. Etwas mehr als 50 Prozent der Mitglieder stimmten in der Urabstimmung für den weltgewandten und reformorientierten Wirtschaftswissenschaftler Sánchez, der wegen seiner Sunnyboy-Ausstrahlung auch „Pedro der Hübsche“ gerufen wird.

Etwas weniger als 40 Prozent der Mitglieder unterstützten die eher provinziell daherkommende Rivalin Susana Díaz aus der südspanischen Sozialistenhochburg Andalusien. Sie war die Kandidatin der „alten Garde“, wie der verkrustete Führungsapparat genannt wird, in dem die Parteibarone aus den verschiedenen Landesteilen das Sagen haben. Keine zehn Prozent holte der dritte Kandidat, Patxi López, der sich als „Friedenstifter“ zwischen den Fronten versuchte.

Versönung beider Flügel ist Herkulesaufgabe

Pedro Sánchez repräsentiert den progressiven Parteiflügel, der sich auch eine Zusammenarbeit mit der neuen linken Kraft Podemos vorstellen kann. Die junge Protestpartei liegt laut der jüngsten staatlichen CIS-Umfrage mit etwa 20 Prozent auf einer Höhe mit den Sozialisten und macht ihnen die Führerschaft im linken Spektrum streitig. Der konservative Parteiflügel, den Susana Díaz und andere Provinzfürsten repräsentieren, lehnt jegliche Zusammenarbeit mit der jungen Podemos-Bewegung ab.

Schon die Versöhnung der beiden Flügel dürfte eine Herkulesaufgabe für Sánchez werden. Doch Sánchez hat gerade gezeigt, dass er politische Wunder vollbringen kann. „Wenn es Willen gibt, Illusion und Ideen, dann ist alles möglich“, rief der aus der Verbannung zurückgekehrte Parteichef nach dem Triumph seinen Anhängern zu.

Er verspricht, „eine neue Sozialistische Partei aufzubauen“ und forderte die zerstrittenen Strömungen zur Einheit auf. Die zweite Herausforderung des auferstandenen Chefs dürfte dann der angestrebte Schulterschluss der linken Parteien sein: Sánchez deutete bereits an, dass er sich vorstellen kann, Spaniens konservativen Regierungschef Rajoy mit einem Misstrauensvotum zu Fall zu bringen und so Neuwahlen zu provozieren.

Rajoy ist nach erneuten Korruptionsskandalen in seiner konservativen Volkspartei in großer Bedrängnis und hat laut dem staatlichen CIS-Umfrageinstitut mit seinem Minderheitskabinett lediglich knapp 32 Prozent der Wähler hinter sich.

Schon Rajoys Wahl durch das Parlament zum Regierungschef im Herbst 2016 war eine Zitterpartie und kam nur zustande, weil sich die sozialistischen Abgeordneten – auf Anordnung von oben – bei der Abstimmung enthielten. Dieses umstrittene Manöver war aber erst möglich, nachdem der Parteivorstand den damaligen Generalsekretär Pedro Sánchez, der Rajoy unter keinen Umständen ins Amt verhelfen wollte, aus dem Amt jagte.

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