Konklave in Rom Siegburger Ärzte begleiten chinesischen Kardinal Tien

SIEGBURG · Einen Tag vor seinem 68. Geburtstag flog der chinesische Kardinal Tien von Wahn aus mit einer zweimotorigen Chartermaschine zum Konklave nach Rom. In Begleitung des Kardinals traten sein derzeitiger Sekretär, Pater Fleckner, der Chefarzt des Siegburger Krankenhauses, Dr. Möhlenbruch, Oberarzt Dr. Zylka und Schwester Bertolina vom Missionshaus in Menden die Reise an.

Bis zuletzt war es zweifelhaft gewesen, ob sich der Kardinal den Strapazen des Fluges würde unterziehen können. Die Verletzungen, die der hohe kirchliche Würdenträger sich am 13. August bei einem Autounfall in der Nähe von Hangelar zugezogen hatte, sind noch immer nicht ausgeheilt. Kardinal Tien hat bis gestern das Bett nicht verlassen dürfen.

Eskortiert von einem Streifenwagen der Polizei, rollte der weiß-gelbe Krankenwagen gestern morgen kurz nach zehn Uhr auf den nebelverhangenen Flugplatz in Wahn. Zur Verabschiedung des Kardinals hatten sich u.a. Monsignore Dr. Bernhard Hack, Nuntiarat Dr. Bruno Heim von der apostolischen Nuntiatur und eine Reihe von Patres und Schülern vom Steyler Missionsseminar in St. Augustin an der wartenden Maschine eingefunden.

Umringt von Fotografen wurde der auf einer Bahre liegende Kardinal vorsichtig aus dem Wagen gehoben. Die Treppe hinauf musste er, gestützt von den beiden Ärzten, gehen. Kardinal Tien lächelte, obwohl er sehr geschwächt schien, und der immernoch geschiente rechte Arm ihn sehr behinderte. Er lächelte auch noch, als er oben in der Maschine stand und zu den grüßenden Menschen unten zurückblickte.

Im Flugzeug hatte man eine Bahre für den Kranken bereitgestellt. Ein weißer Krankenstuhl wurde im Gepäckraum mitgenommen. In ihm wird Kardinal Tien zum Konklave gefahren werden.

Der chinesische Kardinal befindet sich seit Februar dieses Jahres in der Bundesrepublik. Kardinal Tien war ehemals Erzbischof von Peking und musste bei der roten Revolution aus China fliehen. Er hielt sich zunächst in Hongkong auf, kam dann 1950 zuerst nach Deutschland und bat schließlich in Amerika um Asyl. Sein Exilsitz befindet sich in einem Missionshaus in der Nähe von Chicago.

"Grüßen Sie den neuen Papst", rief einer der Missionsschüler Pater Flackner nach, der als Letzter in die Maschine kletterte. Pater Flackner, der Sekretär des Kardinals war früher einmal in China und spricht fließend chinesisch. Er dient dem Kardinal, der kein italienisch und nur wenig deutsch versteht, auch als Dolmetscher.

Zwei weitere Missionsbrüder von St. Augustin begleiten den Kardinal bis Rom. Sie werden von dort nach Neu Guinea und Indien weiterfliegen. Kurz bevor die Gangway hochgezogen wurde, rannte jemand mit einem schwarzen Mantel heran und reichte ihn hinauf. Einer der Patres hatte ihn in der Eile offenbar vergessen. Begleitet von den besten Wünschen der winkenden Menschen am Flugplatzrand, rollte die Maschine langsam auf die diesige Rollbahn hinaus.

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