Friedensnobelpreis 1994 Schimon Peres glaubte stets an ein Leben in Frieden

Jerusalem · Manche Israelis hielten Schimon Peres für weltfremd. Stets rief der ehemalige Staatspräsident zu einer Einigung mit den Palästinensern auf - bis jetzt vergeblich.

 Schimon Peres hatte 1994 gemeinsam mit dem damaligen PLO-Chef Jassir Arafat den Friedensnobelpreis erhalten.

Schimon Peres hatte 1994 gemeinsam mit dem damaligen PLO-Chef Jassir Arafat den Friedensnobelpreis erhalten.

Foto: Fernando Bizerra

Erst im hohen Alter bekam Schimon Peres auch in Israel die Anerkennung, um die er ein Leben lang gekämpft hatte. Zwar hatte er schon 1994 gemeinsam mit dem damaligen PLO-Chef Jassir Arafat den Friedensnobelpreis erhalten.

Doch erst im Verlauf seiner Karriere wandelte er sich vom umstrittenen linksorientierten Politiker zur nationalen Vaterfigur. Die Karriere krönte er 2007 mit der Wahl zum Staatspräsidenten Israels. Am frühen Mittwochmorgen starb Schimon Peres mit 93 Jahren in einem Krankenhaus in der Nähe von Tel Aviv.

Peres galt als unerschütterlicher Optimist, der kaum eine Gelegenheit ausließ, trotz aller Zweifel zum Frieden zwischen Israelis und Palästinensern aufzurufen. Im Ausland war er vielleicht gerade deshalb einer der wenigen israelischen Politiker mit hohen Sympathiewerten. In seiner Heimat aber gab es nicht Wenige, die seinen Optimismus für etwas weltfremd hielten.

Peres bemühte sich stets um den Zusammenhalt der vielen Segmente der tief gespaltenen israelischen Gesellschaft. Der letzte Repräsentant der politischen Gründergeneration wurde auch für seine - trotz seines hohen Alters - schier endlos wirkende Energie bewundert. Der frühere britische Premier Tony Blair bezeichnete Peres als "den jüngsten 90-Jährigen, den ich kenne". Peres war damals auch das älteste Staatsoberhaupt der Welt. Erst kurz vor seinem 91. Geburtstag endete seine Amtsperiode.

Nach seinem Amtsantritt als Staatspräsident 2007 hatte der zweimalige frühere Ministerpräsident auch eine aktive Rolle in der internationalen Diplomatie übernommen, obwohl das Präsidentenamt eigentlich auf Repräsentation ausgerichtet ist. Zwar arbeitete er eng mit dem konservativen Regierungschef Benjamin Netanjahu zusammen, bediente sich dabei nach außen hin aber einer eher behutsamen Sprache.

Immer wieder warf Peres sein Prestige in die Waagschale, das er im Westen als Architekt der früheren Friedensabkommen mit den Palästinensern und Repräsentant des aufgeklärten Israels genoss, um sein Land vor wachsender internationaler Isolation zu schützen.

In der arabischen Welt galt Peres jedoch eher als Opportunist, dessen Wort nur wenig Gewicht hat. Als Peres im Mai 2013 ein Bekenntnis zur Zwei-Staaten-Lösung ablegte, antwortete der palästinensische Chef-Unterhändler Saeb Erekat: "Das würden wir doch lieber aus Netanjahus Mund hören."

Allerdings war der israelische Friedensvisionär, der 1923 als Sohn eines Holzhändlers im damaligen Ost-Polen geboren wurde, auch als Vater des israelischen Atomprogramms bekannt. Peres, ein Vetter der früheren Hollywood-Schauspielerin Lauren Bacall, wanderte 1934 ins damalige Palästina ein.

Erst Hirte und Kassenwart einer Kollektivsiedlung, wurde er als junger Mann Mitglied der jüdischen Untergrundarmee Hagana. 1946 begann er seine politische Karriere in der Arbeitspartei und übernahm im Laufe der Jahrzehnte mehrere Ministerämter. Mit seiner 2011 gestorbenen Frau Sonia hatte er eine Tochter und zwei Söhne sowie mehrere Enkel und Urenkel.

Nach der Ermordung Izchak Rabins, Peres' Partner bei den Friedensvereinbarungen mit den Palästinensern, am 4. November 1995 übernahm er dessen Amt und wurde zum zweiten Mal Ministerpräsident. Nur sechs Monate später verlor er jedoch die Wahl, aus der Netanjahu als Sieger hervorging.

Ungeachtet aller Rückschläge bei den Bemühungen um einen friedlichen "neuen Nahen Osten" erschien Peres stets als ewiger Optimist. "Erlauben Sie mir, ein Träumer inmitten meines Volks zu bleiben und die Sonnenseite unseres Staates zu repräsentieren", sagte er bei seiner Antrittsrede als Staatspräsident. Den Traum vom Frieden müssen nun andere weiterträumen.

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