Tausende in Notunterkünften Präsidentenwahl in Haiti wegen Hurrikans "Matthew" abgesagt

Port-au-Prince · Die Menschen in Haiti müssen weiter auf einen neuen Präsidenten warten. Wirbelsturm "Matthew" hat in dem Karibikstaat große Schäden angerichtet, Teile sind von der Außenwelt abgeschnitten. Unklar ist, wann die nun verschobene Wahl nachgeholt werden kann.

 Teile Haitis sind von der Außenwelt abgeschnitten.

Teile Haitis sind von der Außenwelt abgeschnitten.

Foto: Orlando Barria

Die politische Krise in Haiti geht weiter: Wegen der Folgen von Hurrikan "Matthew" wird die ursprünglich für Sonntag geplante Präsidentenwahl verschoben.

"Die jüngsten Vorkommnisse machen die Wahl unmöglich", sagte Behördenchef Léopold Berlanger am Mittwoch. "Wir werden gemeinsam mit der Regierung und den nationalen und internationalen Partnern am Mittwoch kommender Woche oder später einen neuen Wahltermin bekanntgeben."

Der Wirbelsturm der Kategorie 4 war am Dienstag auf Haiti getroffen und hatte erhebliche Schäden verursacht. Häuser wurden zerstört, Bäume knickten um, Straßen wurden überflutet. Tausende Menschen suchten Schutz in Notunterkünften. Der Südwesten des Karibikstaats ist noch immer von der Außenwelt abgeschnitten.

Am Sonntag hätten die Haitianer einen neuen Staatschef wählen sollen. Das Ergebnis der bisher letzten Wahl im vergangenen Oktober war wegen Manipulationsvorwürfen annulliert worden. Die Opposition hatte den Sieg des Regierungskandidaten Jovenel Moïse in der ersten Wahlrunde nicht akzeptiert und von Wahlbetrug gesprochen.

Die Europäische Union und die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) bewerteten die Wahl hingegen als grundsätzlich frei und fair. Sie vermuteten vielmehr, dass die Opposition durch ihre Proteste das für sie ungünstige Ergebnis kippen wollte.

Der frühere Staatschef Michel Martelly schied im Februar ohne gewählten Nachfolger aus dem Amt. Seitdem regiert Übergangspräsident Jocelerme Privert das Land.

Die OAS mahnte zur Eile. "Es ist wichtig, dass diese für die Konsolidierung der Demokratie so dringend notwendigen Wahlen so schnell wie möglich abgehalten werden", twitterte Generalsekretär Luis Almagro am Mittwoch (Ortszeit).

Ein Dauerstreit zwischen Regierung und Opposition lähmt das Land. Das im Westteil der Karibikinsel Hispaniola gelegene Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt nach Angaben der Weltbank 68 US-Dollar (rund 61 Euro) im Monat, die Lebenserwartung der 10,4 Millionen Haitianer liegt im Schnitt bei nur 63 Jahren.

Ein verheerendes Erdbeben verschlimmerte im Januar 2010 die Lage. 40 Prozent des Staatshaushalts werden durch Entwicklungshilfe aus dem Ausland finanziert. Es herrschen Korruption und Gewalt. Und immer wieder wurden Präsidenten von Militärs aus dem Amt geputscht oder durch Aufstände abgesetzt.

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