Wichtiger Verbündeter Panama bandelt mit China an - Taiwan spricht von Verrat

Taipeh · Erneut wechselt ein wichtiger Verbündeter im diplomatischen Machtkampf zwischen China und Taiwan die Seiten. Damit bröckelt die Anzahl der Staaten, die Taiwan anerkennen. Die Regierung in Taipeh spricht von Verrat und kritisiert Pekings "Dollardiplomatie".

 Panamas Außenministerin Isabel de Saint Malo und der chinesische Außenminister Wang Yi.

Panamas Außenministerin Isabel de Saint Malo und der chinesische Außenminister Wang Yi.

Foto:  Greg Baker

Im Ringen um seine internationale Anerkennung als Staat hat Taiwan einen wichtigen Verbündeten verloren. Panama brach am Montag die diplomatischen Beziehungen zur demokratischen Inselrepublik ab und nahm Beziehungen zum kommunistischen China auf.

Dies sei der "richtige Weg" für Panama, da China 20 Prozent der Weltbevölkerung stelle und als zweitgrößte Volkswirtschaft eine wichtige Rolle spiele, sagte Präsident Juan Carlos Varela. Taiwan sprach von einem "Verrat der Freundschaft".

Damit gibt es nun nur noch 20 Staaten wie Kiribati, Swasiland oder auch Paraguay und der Vatikan, die die Insel diplomatisch anerkennen. Deutschland ist in Taipeh nur mit einem Deutschen Institut vertreten.

Mit seiner Ein-China-Doktrin erlaubt die kommunistische Führung in Peking keinem Land, diplomatische Beziehungen sowohl mit der Volksrepublik als auch mit Taiwan zu unterhalten. Die Insel wird von China als abtrünnige Provinz angesehen. Seit in Taiwan die nach Unabhängigkeit strebende Fortschrittspartei im Mai 2016 die Wahlen gewann, versucht Peking verstärkt, das Land zu isolieren.

Für Panama ist China wirtschaftlich immer wichtiger geworden. China ist der weltweit zweitwichtigste Nutzer des Panama-Kanals. Zudem sind chinesische Konzerne nach Varelas Worten in vielen Branchen von der Energie über die Banken bis zum Bau vertreten. Der Präsident betonte, Taiwan sei ein "großer Freund" Panamas. Er dankte der Inselrepublik für all die Jahre der diplomatischen Beziehungen.

Die Regierung in Taipeh zeigte sich indes verstimmt. "Wir äußern tiefes Bedauern und Unmut über Panamas Verrat der Freundschaft und das Ende der diplomatischen Beziehungen", sagte der Generalsekretär des Präsidentenbüros, Joseph Wu, am Dienstag. "Wir konkurrieren nicht mit Chinas Dollar-Diplomatie", fügte er hinzu.

Zugleich kritisierte Wu Pekings Ein-China-Politik und bezeichnete sie als fortgesetzte Manipulation. Taiwan will nun unmittelbar seine Botschaft in Panama-Stadt schließen und alle Diplomaten abziehen, wie Außenminister David Lee auf einer Pressekonferenz sagte.

Panamas Außenministerin Isabel Saint Malo war nach Peking gereist, um die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen formal zu regeln. Sie twitterte anschließend Fotos von sich und ihrem chinesischen Amtskollegen Wang Yi während der Unterschriftenzeremonie. Noch im Juni 2016 war Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen nach Panama zur Eröffnung des erweiterten Panama-Kanals eingeladen worden.

Nach der Machtübernahme der Kommunisten 1949 in China waren die nationalchinesische Regierung und ihre Truppen nach Taiwan geflohen. Die Inselrepublik nennt sich offiziell nach der 1911 gegründeten Republik China. Peking versucht, Taiwan zu isolieren, und umwirbt die noch zögernden Staaten. Erst im Dezember brach der afrikanische Inselstaat São Tomé und Príncipe seine Beziehungen zu Taiwan ab.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Assange und das Recht
Kommentar zur aufgeschobenen Auslieferung Assange und das Recht
Zum Thema
Aus dem Ressort
Mit dem Knüppel
Kommentar zu den Demonstrationen in Russland Mit dem Knüppel