Kommentar zum Atomtest in Nordkorea Nukleare Geiselhaft

Meinung | Peking · Wenn es Nordkorea gelingt, Mittelstreckenraketen atomar zu bestücken, befindet sich die Welt endgültig in nuklearer Geiselhaft des Regimes.

 Provoziert die Welt: Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un.

Provoziert die Welt: Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un.

Foto: dpa

Nordkoreas inzwischen fünfter Atomtest zeigt vor allem eins: Technisch steht das Regime in Pjöngjang kurz vor seinem Durchbruch. Der inzwischen zweite Atomtest in diesem Jahr beweist, dass das weitgehend isolierte Land in der Lage ist, Atomsprengköpfe in Serie herzustellen.

Auch in der Raketentechnologie hat Nordkorea trotz aller Sanktionen enorme Fortschritte erzielt. Die drei Anfang der Woche abgefeuerten Mittelstreckenraketen landeten zwar allesamt im Meer, doch erst nach 1000 Kilometern. US-Territorium rückt damit in unmittelbare Reichweite. Es dürfte sich nur noch um Monate handeln, bis es Nordkorea endgültig geschafft hat, diese Mittelstreckenraketen atomar zu bestücken und sie dann auch anzuwenden.

So bitter diese Niederlage klingt: Spätestens dann befindet sich die Welt endgültig in nuklearer Geiselhaft des nordkoreanischen Regimes. Keine Frage: Südkorea, Japan, die USA und auch die meisten anderen Staaten der Weltgemeinschaft haben diese Bedrohung früh erkannt. Es ist der chinesischen Führung anzulasten, dass sie aus Angst vor einem noch größeren Einfluss der USA in der Region Nordkoreas nukleare Aufrüstung nicht gestoppt hat.

Nun ist es zu spät. Und auch wenn ein nuklearer Erstschlag des Regimes in Pjöngjang einem Selbstmordkommando gleichkommt, weil der nicht weniger gerüstete Süden der Halbinsel sofort zurückschlagen würde, ist die Welt Nordkorea ausgeliefert. Das erste Mal seit dem Ende des Kalten Krieges ist ein Nuklearschlag wieder realistisch geworden. China ist mit Schuld daran.

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