Seoul droht mit Strafe Nordkorea unternimmt neuen Raketentest

Verbal lässt der neue US-Präsident Donald Trump die Muskeln spielen. Jetzt fordert Nordkorea ihn mit dem Test einer Atomrakete heraus. Der Zeitpunkt ist gut gewählt: Gerade ist Japans Regierungschef bei Trump, um über die Bedrohung aus Nordkorea zu sprechen.

 An einem Bahnhof in Seoul ist auf einem Fernseher der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un zu sehen. Das Schriftband auf dem TV lautet: "Der Norden hat eine Rakete abgefeuert".

An einem Bahnhof in Seoul ist auf einem Fernseher der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un zu sehen. Das Schriftband auf dem TV lautet: "Der Norden hat eine Rakete abgefeuert".

Foto: Lee Jin-Man

Trotz Verboten der Vereinten Nationen hat Nordkorea nach südkoreanischen Angaben erneut eine ballistische Atomrakete mit Tausenden Kilometern Reichweite getestet.

Der südkoreanische Generalstab warf dem Nachbarland vor, damit gegen UN-Resolution verstoßen und eine Machtdemonstration gegenüber der neuen US-Regierung von Präsident Donald Trump gezeigt zu haben.

Südkorea ging nach ersten Analysen davon aus, dass es sich um eine "verbesserte Version" der Mittelstreckenrakete des Typs Musudan gehandelt haben könnte. Der Start erfolgte nur wenige Tage nach dem Teststart einer US-Interkontinentalrakete des Typs Minuteman 3, die bis zu drei Atomsprengköpfe bis zu 13 000 Kilometer weit tragen kann.

Eine Musudan könnte mit einer geschätzten Reichweite bis 4000 Kilometer nicht nur Südkorea oder Japan treffen, sondern auch den US-Militärstützpunkt auf Guam im Westpazifik.

Nordkoreas Militär habe die Rakete vom Luftwaffenstützpunkt Banghyon im Westen des Landes abgefeuert, teilte Südkoreas Generalstab mit. Die Rakete sei zunächst etwa 550 Kilometer in die Höhe gestiegen und dann rund 500 Kilometer weit in Richtung Japanisches Meer (Ostmeer) geflogen. Dort sei sie ins Wasser gestürzt. Nordkorea habe vermutlich seine Raketenkapazitäten demonstrieren und die neue US-Regierung testen wollen, hieß es. UN-Resolutionen verbieten Pjöngjang Versuche mit ballistischen Raketen.

Nordkorea unternahm den Test, während der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe die USA besuchte. Abe verurteilte das Verhalten Nordkoreas. Der Test sei nicht zu tolerieren, sagte er am Samstagabend (Ortszeit) bei einem gemeinsamen Auftritt mit Trump. Der US-Präsident erklärte, die USA stünden zu "100 Prozent" hinter ihrem Verbündeten Japan. Südkoreas geschäftsführender Präsident und Ministerpräsident Hwang Kyo Ahn drohte in Seoul Nordkorea eine Bestrafung für den Raketentest an.

Die Spannungen in der Region hatten sich nach zwei Atomversuchen und mehr als 20 Raketentests durch Nordkorea im vergangenen Jahr erhöht. Dabei wurden auch mehrere Musudan-Raketen abgefeuert. Südkorea wertete aber nur einen dieser Tests als Teilerfolg.

Der UN-Sicherheitsrat hatte Ende November die Sanktionen gegen Nordkorea wegen dessen fünften Atomtests im September abermals verschärft. Kim hatte Anfang dieses Jahres von Vorbereitungen für eine Interkontinentalrakete gesprochen. Nordkorea arbeitet an der Entwicklung von Mittelstrecken- und Langstreckenraketen, die einen Atomsprengkopf tragen können. Den USA wirft das kommunistische Regime in Pjöngjang eine feindselige Politik vor.

Die US-Luftwaffe hatte nach eigenen Angaben am vergangenen Mittwoch von ihrem Stützpunkt im kalifornischen Vandenberg aus eine Interkontinentalrakete (ICBM), die mit Wiedereintrittskörpern ausgerüstet war. Diese seien über 6700 Kilometer bis zum Kwajalein-Atoll auf den Marshall-Inseln geflogen. Der Test habe dazu gedient, die "Präzision und Zuverlässigkeit des ICBM-Waffensystems" zu bestätigen, hieß es.

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