Hoffnung auf Entspannung Nordkorea schickt hohe Delegation zu Olympia nach Südkorea

Seoul/Panmunjom · Die ersten Gespräche zwischen Süd- und Nordkorea seit langem nähren die Hoffnung auf Entspannung. Beide Seiten einigen sich nicht nur auf eine Zusammenarbeit bei den Olympischen Spielen im Februar in Pyeongchang. Auch Militärgespräche soll es wieder geben.

 Südkoreas Vereinigungsminister und Delegationsleiter Cho Myoung Gyon (r) und sein nordkoreanischer Amtskollege Ri Son Gwon in Panmunjom, Südkorea.

Südkoreas Vereinigungsminister und Delegationsleiter Cho Myoung Gyon (r) und sein nordkoreanischer Amtskollege Ri Son Gwon in Panmunjom, Südkorea.

Foto: YNA

Trotz des verschärften Konflikts um das nordkoreanische Atomprogramm haben sich Süd- und Nordkorea auf weitreichende Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Beziehungen geeinigt.

Nordkorea stimmte demnach zu, eine hohe Delegation und Sportler zu den Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang im Februar zu entsenden. Auch will das isolierte Land Militärgespräche über eine Entspannung wiederaufnehmen. Der Durchbruch erfolgte am Dienstag im Grenzort Panmunjom bei den ersten offiziellen Gesprächen zwischen beiden Länden seit zwei Jahren. Die Fortschritte wurden international begrüßt.

In einer Drei-Punkte-Abschlusserklärung kündigten Süd- und Nordkorea zudem ihre Absicht an, die hochrangigen Treffen fortzusetzen, und den Austausch in verschiedenen Bereichen wiederzubeleben. Südkoreas Forderung, neue Treffen zwischen Familien zu organisieren, die durch den Korea-Krieg (1950-53) auseinandergerissen wurden, blieb dagegen unerwähnt. Südkoreas fünfköpfige Delegation wurde von Vereinigungsminister Cho Myoung Gyon angeführt.

Nordkoreas Delegationsleiter Ri Son Gwon habe zudem seinen großen Unmut über die Erwähnung des Wortes "Denuklearisierung" geäußert, das die südkoreanische Delegation bei ihren Vorschlägen für Gespräche erwähnt habe, berichteten südkoreanische Sender.

Die südkoreanische Seite hatte nach Angaben eines Sprechers betont, dass es neben Militärgesprächen auch nötig sei, einen Dialog über den Frieden einschließlich der Schaffung einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel aufzunehmen. Bei den Militärgesprächen soll es unter anderem um die Vermeidung von Zwischenfällen an der Grenze gehen.

"Süd- und Nordkorea respektieren frühere bilaterale Abkommen und einigten sich, alle Probleme in den Beziehungen durch Dialog und Verhandlungen zu lösen", hieß es in der Erklärung. Bei den Olympischen Winterspielen vom 9. bis zum 25. Februar sowie den Paralympischen Winterspielen im März wolle man zusammenarbeiten, "um den Status Koreas zu erhöhen". Bei Gesprächen auf Arbeitsebene sollten Details geklärt werden.

Nordkorea bot demnach an, neben Regierungsvertretern und Athleten auch "Mitglieder des Nationalen Olympischen Komitees, Künstler, eine Fangruppe, ein Taekwondo-Demonstrationsteam, Beobachter sowie Reporter zu schicken". Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte am Montag mitgeteilt, nach den politischen Gesprächen sehr schnell darüber beraten zu wollen, wie eine Teilnahme Nordkoreas an den Winterspielen konkret umgesetzt werden könne. Für die Spiele in Pyeongchang hatten sich nur die nordkoreanischen Eiskunstläufer Ryom Tae Ok und Kim Ju Sik qualifiziert, sich jedoch nicht fristgerecht angemeldet.

Die Gespräche in Panmunjom kamen nach den überraschenden Entspannungssignalen des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un zustande. Kim hatte am Neujahrstag die Entsendung einer Abordnung zu den Winterspielen in Aussicht gestellt. Er drohte jedoch zugleich den USA erneut, die Atomwaffen seines Landes könnten das gesamte US-Festland erreichen.

Nordkorea öffnete jedoch nach Angaben der Regierung in Seoul am selben Tag eine vor knapp zwei Jahren abgeschaltete militärische Krisen-Telefonleitung zu Südkorea. Nordkorea habe den Süden darüber informiert, dass die Leitung an der Westküste "wiederhergestellt" sei. Nordkorea hatte die militärische Hotline angesichts zunehmender Spannungen gekappt. In der vergangenen Woche hatten beide Länder bereits mehrere zivile Telefon- und Faxleitungen in Panmunjom wieder in Betrieb genommen.

Südkorea hofft, über die Zeit der Olympischen Spiele hinaus die Grundlage für eine dauerhafte Entspannung zu schaffen. Beobachter sind jedoch skeptisch, ob Nordkorea auf Vorschläge zu Gesprächen über sein Atomprogramm eingehen wird.

UN-Generalsekretär António Guterres erklärte, er freue sich insbesondere über die Vereinbarung, Militärgespräche über eine Entspannung wiederaufzunehmen. "Die Wiederaufnahme und Stärkung dieser Kanäle ist entscheidend, um das Risiko von Fehlkalkulationen und Missverständnissen zu verringern und Spannungen in der Region zu reduzieren", sagte Guterres. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sprach von einem ermutigenden Signal. Sie hoffe, dass dies "ein Baustein für Frieden und Stabilität auf der koreanischen Halbinsel" werde und den Weg zu einem breiter angelegten, glaubwürdigen und substanziellen Dialog ebne. Ziel sei die völlige, überprüfbare und unumkehrbare Entnuklearisierung der Halbinsel.

Die USA begrüßten den positiven Ausgang der Gespräche. US-Präsident Donald Trump habe Südkoreas Staatschef Moon Jae-In am 4. Januar deutlich gemacht, dass die USA an friedlichen und erfolgreichen Winterspielen interessiert seien. "Im selben Gespräch verständigten sich die beiden Staatsmänner darauf, die Strategie des maximalen Drucks auf Nordkorea mit dem Ziel einer kompletten Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel weiterzuverfolgen", hieß es in einem Statement des US-Außenministeriums.

Aus China und Russland kamen bereits zuvor positive Reaktionen. "Nur über einen solchen Dialog ist eine Entspannung auf der koreanischen Halbinsel möglich", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. China hoffe, dass das erste offizielle Treffen der beiden Staaten seit zwei Jahren nur der Anfang sei, um die Spannungen auf der Halbinsel zu lösen, sagte Außenamtssprecher Lu Kang in Peking.

Die Spannungen wegen des Atomstreits mit Nordkorea hatten sich im vergangenen Jahr nach zahlreichen Raketentests des Landes und dem bisher stärksten Atomversuch zugespitzt. Insbesondere der verbale Schlagabtausch zwischen US-Präsident Trump und der Führung in Pjöngjang, die den USA eine feindselige Politik vorwirft, hatten die schlimmsten Befürchtungen ausgelöst.

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