Rücktritt gefordert Neue Massenproteste gegen Südkoreas Präsidentin

Seoul · Südkoreas Präsidentin misslingt erneut ein Befreiungsschlag in der Affäre um eine enge Freundin. Ihre Entschuldigungen zeigen kaum Wirkung. Die Straßenproteste gegen die Staatschefin werden größer.

 Mehrere Zehntausend Menschen forderten in Seoul bei einer der größten Kundgebungen in Südkorea der vergangenen Jahre den Rücktritt ihrer Präsidentin.

Mehrere Zehntausend Menschen forderten in Seoul bei einer der größten Kundgebungen in Südkorea der vergangenen Jahre den Rücktritt ihrer Präsidentin.

Foto: Jeon Heon-Kyun

Neue Massenproteste und Verhaftungen in einem Korruptionsskandal um eine ihrer engsten Vertrauten haben den Druck auf Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye verstärkt.

Ein Gericht erließ nach Berichten südkoreanischer Sender einen Haftbefehl gegen zwei frühere enge Berater Parks. Sie sollen in die Affäre um Parks langjährige Freundin Choi Soon Sil verwickelt sein.

Park wird vorgeworfen, Choi die Einmischung in die Regierungsarbeit erlaubt zu haben, einschließlich der Mitsprache bei wichtigen Personalentscheidungen. Choi, die nie ein öffentliches Amt innehatte, ist die Tochter eines früheren Sektenführers und Förderers von Park. Auch steht sie im Verdacht, ihre Beziehung zur Präsidentin benutzt zu haben, um Spendengelder für zwei private Stiftungen einzutreiben, und sich persönlich zu bereichern. Choi sitzt mittlerweile in U-Haft. Ihr droht eine Anklage wegen Autoritätsmissbrauchs und Betrugs.

Die Polizei sprach von mehr als 50 000 Teilnehmern bei der Demonstration in Seoul, die Veranstalter von bis zu 200 000. Die Menschen hielten wie schon bei Protesten vor einer Woche Plakate mit der Aufschritt: "Park Geun Hye, tritt zurück!" Sie marschierten in der Nähe des Präsidentenpalastes durch das Stadtzentrum. Die Wege zum Amtssitz von Park wurden von Tausenden Bereitschaftspolizisten und Polizeibussen versperrt.

Erst am Freitag hatte sich Park zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen für die Affäre entschuldigt. Auch erklärte sie sich bereit, sich nötigenfalls den Fragen der Staatsanwaltschaft zu stellen. Sie bestritt Gerüchte, wonach sie Anhängerin einer Sekte sei und dass schamanistische Rituale in ihrem Amtssitz zelebriert worden seien.

Parks früherer Sekretär für die Politik-Koordinierung, An Chong Bum, wurde wegen des Verdachts verhaftet, Choi bei der Eintreibung von Spendengeldern geholfen und dabei Druck auf Unternehmen ausgeübt zu haben. Der frühere Sekretär für Parks private Angelegenheiten, Jeong Ho Seong, soll Reden der Präsidentin vor ihrer Veröffentlichung sowie möglicherweise weitere vertrauliche Regierungsdokumente an Choi weitergeleitet haben.

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