Corona in Spanien Mallorcas erfolgreicher Kampf gegen die Epidemie

Madrid · Bis zum 25. April stehen die 860.000 Insebewohner auf Mallorca noch unter Ausgangssperre. Doch die Maßnahme zeigt Wirkung: Die Zahlen der Neuinfektionen gehen zurück. Dürfen Touristen bald wieder auf die Insel kommen?

 Noch bis zum 25. April gilt auf Mallorca eine Ausgangssperre.

Noch bis zum 25. April gilt auf Mallorca eine Ausgangssperre.

Foto: dpa/Clara Margais

Noch nie waren Mallorcas Strände so leer wie in diesen Osterferien: Keine Menschenseele weit und breit – weder Touristen, noch Inselbewohner. Dabei herrscht schönstes Frühlingswetter. Blauer Himmel, strahlende Sonne, Tagestemperaturen von über 20 Grad. Doch die wegen der Corona-Epidemie verhängte Ausgangssperre, die gerade erst bis zum 25. April verlängert wurde, verbietet auch den Strandbesuch. Nicht einmal die Hundebesitzer, die mit ihren Vierbeinern zum Gassi gehen mal kurz raus dürfen, ist der Gang zur Playa erlaubt.

Eine harte Geduldsprobe für die 860.000 Inselbewohner, die seit dem 15. März unter kollektiver Quarantäne stehen. Auch etliche tausend ausländische Residenten, die meisten aus Deutschland, harren weiterhin auf der Insel aus. Nur Urlauber gibt es derzeit nicht mehr. Die Insel ist seit Mitte März für den Tourismus geschlossen. Die meisten Flugverbindungen und Fährverbindungen mit der Außenwelt wurden gekappt. Alle Hotels sind verrammelt. Mehrere hunderttausend Feriengäste, die Ostern auf Mallorca verbringen wollten, mussten ihren Urlaub stornieren.

Für Mallorcas Wirtschaft, die vor allem von den Urlaubern lebt, ist dies eine Katastrophe. Jede Woche ohne Touristen ist eine Woche ohne Einnahmen. Konservativen Schätzungen zufolge verliert Mallorca derzeit wöchentlich rund 100 Millionen Euro an Einnahmen aus dem Feriengeschäft. Wirtschaftsprofessor Antoni Riera von der Uni in Palma de Mallorca schätzt sogar, dass der Inseltourismus bis Ende Mai rund 1,8 Milliarden Euro Verluste verkraften muss. „Die Situation des Tourismussektors ist apokalyptisch“, klagen die Hotelverbände.

Doch es gibt auch Hoffnung auf der Insel. Denn die Einschränkung der Bewegungsfreiheit für die Inselbewohner und die Kappung der Verkehrsverbindungen mit dem Festland zeigen eine positive Wirkung: Nach fast vier Wochen Total-Abschottung meldet die Inselregierung nur noch wenige neue Corona-Infektionen. So sind am Donnerstag auf den Balearischen Inseln, zu denen auch Ibiza, Menorca und Formentera gehören, nur noch 36 neue Infektionen registriert worden. Während es in ganz Spanien 5756 neue Corona-Erkrankungen gab.

Seit Ausbruch der Epidemie, die besonders schlimm in Spaniens Hauptstadtregion Madrid wütet, wurden auf der Hauptinsel Mallorca und den Nachbarinseln nur 1448 Corona-Fälle erfasst. In ganz Spanien waren es am Donnerstag derweil 152.446 Infektionen. Spanienweit gab es bisher im Zusammenhang mit dem Coronavirus 15.238 Tote. Auf den Balearen, wo 2,3 Prozent der spanischen Bevölkerung leben, waren derweil bisher nur 89 Corona-Tote – 0,6 Prozent der gesamten spanischen Opfer – zu beklagen. Statistisch gesehen gehören die Balearischen Inseln somit zu jenen spanischen Regionen mit dem geringsten Ansteckungsrisiko. „Wir fühlen uns hier sicher“, berichten deutsche Inselresidenten.

Angesichts der guten Nachrichten von der Corona-Front hofft man auf Mallorca, dass die Insel vielleicht früher als der Rest Spaniens zur Normalität zurückkehren kann. Die Balearen könnten eine Art „Versuchslabor“ für ganz Spanien werden, um zu testen, wie sich die geplante schrittweise Lockerung der Ausgangssperre auf den weiteren Verlauf der Epidemie auswirkt, sagt Javier Arranz, der Sprecher der regionalen Gesundheitsbehörden. Sollte dieses Experiment erfolgreich verlaufen, könnte sich dann auch der völlig gelähmte Tourismus etwas schneller erholen. Die Hoteliers beten inständig, dass spätestens im Sommer die Urlauber auf die Trauminsel zurückkehren können.

Doch zunächst muss auch Mallorca erst einmal abwarten, was die spanische Regierung beschließt. Diese kündigte an, dass theoretisch eine Lockerung des nationalen Ausnahmezustandes vom 26. April an möglich sei. „Aber im Moment können wir dies noch nicht mit Sicherheit sagen“, erklärte Regierungssprecherin María Jesús Montero. Alles hänge von der weiteren Entwicklung der Corona-Epidemie im Land ab.

Experten rechnen nicht vor Mai mit einer schrittweisen Aufhebung der Ausgangssperre. Denn die Situation entspannt sich nur in sehr kleinen Schritten: Die Infektionskurve flacht zwar langsam ab. Aber am vergangenen Wochenende hatte Spanien trotzdem den bisherigen Hotspot Italien bei den Corona-Fällen überholt. Seitdem ist das iberische EU-Land das neue Corona-Epizentrum Europas. Hinsichtlich der Totenzahl pro eine Million Einwohner hält Spanien derzeit sogar den traurigen Weltrekord.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
EU hinkt hinterher
Kommentar zum Verhältnis zwischen Polen und der Union EU hinkt hinterher