Mit Charme und Durchsetzungskraft Loretta Lynch soll erste schwarze Justizministerin in den USA werden

WASHINGTON · In Ferguson/Missouri haben sie am Wochenende genau hingehört, als Barack Obama die "stolzeste berufliche Leistung" seiner designierten neuen Justizministerin pries.

 Erfolgreiche Staatsanwältin: Loretta Lynch.

Erfolgreiche Staatsanwältin: Loretta Lynch.

Foto: dpa

Loretta Lynch (55), die im Falle einer Bestätigung durch die argwöhnischen Republikaner im Kongress bald Amerikas erste afroamerikanische Justizministerin wird, hatte in den 90er Jahren als Staatsanwältin in New York einen spektakulären Fall von Polizei-Brutalität durchgefochten.

Auf einer Wache in Brooklyn hatten weiße Polizisten den aus Haiti stammenden Einwanderer Abner Louima mit einem Knüppel vergewaltigt und lebensgefährlich verletzt. Lynchs beinharter Argumentation als Anklägerin war es zu verdanken, dass Officer Justin Volpe 30 Jahre Haft bekam.

Die wahrscheinliche Nachfolgerin von Eric Holder könnte sich in Kürze der Erwartung ausgesetzt sehen, auch in Ferguson eine Art Rechtsbeistand zu leisten. Dort wird bald entschieden, ob der weiße Polizist Darren Wilson des Mordes an dem 18-jährigen Schwarzen Michael Brown angeklagt wird. Der unter dem Verdacht von Rassenjustiz stehende Fall ereignete sich im August, beschäftigt aber noch immer Land und Medien. Sollte der Polizist davonkommen, rechnet man in der Kleinstadt bei St. Louis mit Straßenschlachten zwischen mehrheitlich schwarzen Demonstranten und der Polizei.

Wie Lynch darüber denkt, Tochter einer Bibliothekarin und eines Baptisten-Predigers, die nach dem Englisch- und Jurastudium in Harvard als Anwältin zunächst in einer Kanzlei arbeitete, wird bei ihrer Anhörung im Senat eine Rolle spielen. Die dort ab Januar die Mehrheit stellenden Republikaner haben Lynch eine "faire, aber gründliche" Befragung zugesagt: Im Klartext: Die mit ihrem Mann und zwei Stiefkindern in Brooklyn lebende Juristin wird "gegrillt".

Lynch hat sich bis heute den tadellosen Ruf einer "aufrichtigen, fairen und allein dem Gesetz verpflichteten Anklägerin" erhalten, sagte vorbeugend der demokratische Senator Chuck Schumer. Zweimal, einmal von Bill Clinton, einmal von Obama, wurde sie auf den Posten der Generalstaatsanwältin für den östlichen Bezirk von New York berufen. Terrorismus, Betrug, Bestechung und organisiertes Verbrechen waren dort ihr Metier.

Anders als ihr mit den Finanzskandalen der Wall Street beschäftigter Kollege im illustren Manhattan, Phreet Bharara, ist Lynch kein Gesellschaftstier, über das die New Yorker Blätter oft berichten. Gleichwohl wird ihr Humor und gewinnender Charme nachgesagt. Und Durchsetzungskraft. Als einzige Schwarze in ihrer Grundschulklasse in Greensboro schnitt sie bei einem Standardtest deutlich besser als der Klassendurchschnitt. Und musste, der Bundesstaat North Carolina war in den 60er Jahren wie andere auch noch längst nicht über den Berg der Rassentrennung, die Aufgaben noch einmal absolvieren. "Schikane", beschwerte sich ihre Mutter wütend. Loretta Lynch beseitigte alle Zweifel. Sie übertraf einfach das erste Ergebnis.

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