Kommentar zum Brexit Leidvolles Drama

Meinung | London · Die britische Premierministerin Theresa May hat keinen Plan und keine Vision, es mangelt an Prinzipien, Stärke und Durchsetzungskraft, kommentiert Katrin Pribyl.

Bis zum offiziellen EU-Austritt Großbritanniens am 29. März sind es nur noch wenige Wochen und trotzdem ist noch immer nicht klar, unter welchen Bedingungen das Königreich die Gemeinschaft verlässt. Premierministerin Theresa May vollführt damit nicht nur ein gefährliches Spiel auf Zeit, sondern agiert verantwortungslos. Um ihre konservative Partei einigermaßen zusammenzuhalten, setzt sie in dieser historischen Herausforderung, die der Brexit ohnehin darstellt, Unternehmer, Investoren, Bürger und überhaupt jeden auf der Insel und dem Kontinent einer unerträglichen Ungewissheit aus. May scheint all das gleichgültig. Sie hat keinen Plan, keine Vision, es mangelt an Prinzipien, Stärke und Durchsetzungskraft. Schon aus diesen Gründen verdient sie keine Zukunft in der Downing Street.

Lediglich mit einer Sache hat die Premierministerin Recht: Eine Verschiebung des Austrittsdatums löst das Problem nicht. Im Gegenteil: Es verlängert dieses leidvolle Drama nur und dürfte auch die Gräben in der tief gespaltenen Gesellschaft noch weiter vertiefen. Die Zerwürfnisse in der Europafrage werden das Land ohnehin auf Jahrzehnte prägen, umso wichtiger ist es, zumindest unter das erste Kapitel in der Brexit-Saga einen Strich zu ziehen. Nach der Scheidung kann ein Neustart des Landes außerhalb der Gemeinschaft möglich sein. Selbst die ohne Frage sofort aufkommende Debatte um einen Wiedereintritt in die EU gewänne an Legitimität.

Mit dem Großteil der aktuellen politischen Klasse ist all das aber ausgeschlossen. Zu arrogant und unwissend, zu naiv und leichtfertig gehen viele Abgeordnete mit der Zukunft der Menschen um. Auch wenn es stets unmöglich scheint, vergrößert sich das Chaos auf der Insel täglich – eine Verschiebung des Brexit-Datums ändert daran leider nichts.

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