Kommentar zum Comeback von Pedro Sánchez König ohne Kleider

Meinung · Im Parlament ist Sánchez ein König ohne Kleider. Sein Mandat hat er nach dem Verlust des Parteivorsitzes niedergelegt, die große Mehrheit der PSOE-Abgeordneten steht ihm noch ablehnend gegenüber, kommentiert GA-Redakteur Lutz Warkalla.

 Der wiedergewählte Generalsekretär der spanischen Sozialisten (PSOE), Pedro Sanchez.

Der wiedergewählte Generalsekretär der spanischen Sozialisten (PSOE), Pedro Sanchez.

Foto: dpa

Wie Phönix aus der Asche ist Pedro Sánchez an die Spitze der spanischen Sozialisten (PSOE) zurückgekehrt. Im vergangenen Oktober hatte er das Amt hingeschmissen, weil er in der Parteispitze keine Mehrheit für sein klares Nein zur Duldung einer Minderheitsregierung der konservativen Volkspartei (PP) mit Ministerpräsident Mariano Rajoy finden konnte. Jetzt hat die Parteibasis ihn mit überraschend klarer Mehrheit wieder zum Parteichef gewählt und damit dem alten Zirkel der Parteigranden eine herbe Abfuhr erteilt.

Was das langfristig für die spanische Politik bedeutet, ist allerdings noch nicht absehbar. Klar ist, dass Sánchez mit dem Ergebnis der Urwahl im Rücken die Partei wieder ein gutes Stück weiter links positionieren will. Er scheut Rajoy wie der Teufel das Weihwasser und flirtet lieber mit der linken Podemos-Partei und den Liberalen von Ciudadanos. Gemeinsam könnten sie den durch Korruptionsskandale angeschlagenen Rajoy durch ein Misstrauensvotum zu Fall bringen.

Das Dilemma ist: Im Parlament ist Sánchez ein König ohne Kleider. Sein Mandat hat er nach dem Verlust des Parteivorsitzes niedergelegt, die große Mehrheit der PSOE-Abgeordneten steht ihm noch ablehnend gegenüber. Die größte Herausforderung für ihn wird deshalb sein, die tiefe Spaltung der PSOE zu überwinden, damit er den angestrebten harten Oppositionskurs von außen steuern und die Partei zu einer wirklichen Alternative zur PP machen kann. Gelingt ihm das, stehen Ministerpräsident Rajoy ungemütliche Zeiten bevor – vorgezogene Neuwahlen nicht ausgeschlossen.

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