Kommentar zur Wahl des Senatspostens Jones' Wahl ist ein Kulturschock mit Symbolkraft

Meinung | Washington · Es ist nur ein Senatssitz, doch der ist wichtig. Dass nach 25 Jahren wieder ein Demokrat das Rennen machte, ist ein Kulturschock mit hoher Symbolkraft und unabsehbaren Folgen.

Der Skandal war nie, dass Roy Moore die Zeiten der Sklaverei vermisst und das Frauenwahlrecht in Zweifel zieht. Dass er Homosexualität bestrafen, Muslime aus den Parlamenten verbannen und die Bibel an die Stelle der amerikanischen Verfassung setzen will. Im Bundesstaat Alabama wie andernorts im tiefen Süden der USA sind kompromisslos religionsgetriebene Weltanschauungen teilweise tief in der DNA der Bevölkerung verankert.

Der Skandal war immer, dass sich der Präsident der Vereinigten Staaten mit einem bekennenden Rassisten, zweimal als Richter entlassenen und von heftigen Sexskandal-Vorwürfen verfolgten Zeitgenossen wie Moore politisch überhaupt ins Bett legt. Donald Trump wird für diesen Beistandspakt teuer bezahlen. In Alabama gewinnen Republikaner normalerweise, wenn sie einen roten Besenstiel als Kandidat aufstellen.

Dass nach 25 Jahren wieder ein Demokrat das Rennen machte, ist ein Kulturschock mit hoher Symbolkraft und unabsehbaren Folgen. Die Mehrheit der Republikaner im Senat ist auf eine Stimme geschrumpft. Abstimmungen über Trumps Agenda werden zu Himmelfahrtskommandos. Zehn Monate vor den Zwischenwahlen im Kongress, wo die Macht-Statik in Washington neu vermessen wird, hat sich Trump selbst ins Knie geschossen.

Mit der Wahlkampfhilfe für Moore hat er die Restbestände seiner moralischen Glaubwürdigkeit verzockt. Und gleichzeitig jenen Kräften bei den Republikanern Munition gegeben, die wissen, dass sie mit Extremisten in den eigenen Reihen und Scharfmachern wie Steve Bannon keinen Staat machen können.

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