Wahlen in den USA Jeb Bush steigt aus

Washington · Die Lehren aus den Vorwahlen von Demokraten und Republikanern in Nevada und South Carolina: Ein Problem: Hillary Clinton zieht nach wie vor nicht bei jungen Wählern. Dort hat „Oldie“ Sanders eindeutig mehr Kredit.

 Hillary Clinton und ihr Ehemann Bill Clinton feiern in Las Vegas den Sieg in Nevada.

Hillary Clinton und ihr Ehemann Bill Clinton feiern in Las Vegas den Sieg in Nevada.

Foto: AFP

Hillary Clinton atmet auf. Donald Trump trumpft auf. Jeb Bush steigt aus. Bernie Sanders tritt auf der Stelle. Das sind die wichtigsten Wasserstandsmeldungen nach den Vorwahlen von Republikanern und Demokraten in South Carolina und Nevada. Die Karawane zieht weiter – die Super-Wahltage am 1. und 15. März fest im Blick, wenn rund 20 Bundesstaaten auf einen Schlag ihre Delegierten für die entscheidenden Nominierungs-Parteitage im Sommer vergeben. So ist die Lage:

Für die republikanischen Parteigranden ist der Alptraum wahr geworden. Zehn Prozent Vorsprung auf seine Verfolger Cruz und Rubio belegen: Donald Trump kann zurzeit niemand das Wasser reichen. Einmal Silber (Iowa), zweimal Gold (New Hampshire und South Carolina) – die ersten drei Vorwahlen haben auch den letzten Spöttern gezeigt: Der Mann mit dem losesten Mundwerk im Wettbewerb, der sich ungestraft mit dem Papst anlegen und den früheren Präsidenten George W. Bush unbehelligt einen Lügner nennen darf, hat die besten Chancen auf das Kandidatenticket.

Trump hat in South Carolina quer durch alle Wählerschichten gewildert. Auch die Evangelikalen, eigentlich auf Cruz-Kurs vermutet, fanden ihn attraktiv. Jede Kritik perlt an ihm ab. Niemand nimmt Trump übel, dass sein Wahlkampf eine Aneinanderreihung von Phrasen („Wir machen Amerika wieder groß, das verspreche ich euch!“) und Beschimpfungen („Was China mit uns macht, ist der größte Diebstahl in der Geschichte der Menschheit!“) darstellt.

Zu spüren bekam das einer, der am Anfang noch Favorit war: Jeb Bush ist das signifikanteste Opfer einer aufgebrachten konservativen Wählerschaft, die Erfahrung für einen Makel hält und unbedingt einen Aufräumer ins Weiße Haus entsenden will. Jeb Bush kam nie wirklich in Tritt. Sein konzilianter, von politischen Konzepten getragener Wahlkampf, in dem über 100 Millionen Dollar buchstäblich verbrannt wurden, wirkte wie aus der Zeit gefallen.

Sein Verzicht verändert die Statik im Bewerberfeld. Entscheidende Frage: Wer schält sich als moderate(re) Alternative zu Trump heraus? Ted Cruz, eher Ideologe, und Marco Rubio, eher auch unabhängigen Wählern zu vermitteln, kabbeln sich ab sofort um die Rolle als Königsmörder. Jagen sie sich weiter gegenseitig Stimmen ab, nutzt das nur Trump. Wann wird der Dreikampf zum Duell?

Leichte Vorteile besitzt Schnellsprecher Rubio, der sich als „Kind der Ronald Reagan-Revolution“ empfiehlt. Nach Bushs Abgang werden sich Spendengeld und Wählergunst voraussichtlich in seine Richtung bewegen. Hauptgrund: Ihm, nicht dem verbohrten Cruz, werden Chancen eingeräumt, am Ende gegen Hillary Clinton bestehen zu können. Eine Garantie, um Trump zu stoppen, ist das aber beileibe nicht.

Das Rennen gegen den sozialdemokratisch angehauchten Sanders ist zwar noch nicht gelaufen. Aber Clinton hat sich freigeschwommen. Sie hat in Nevada geliefert, als sie unbedingt musste. Eine zweite Niederlage gegen den Senator aus Vermont (nach New Hampshire) hätte sie weit zurückgeworfen. Clinton hat gezeigt, worauf es in vielen Südstaaten demnächst ankommen wird: Sie hat bei afro-amerikanischen Wählern offenkundig mehr Schlag als Sanders. Ein gutes Omen für South Carolina, wo die Demokraten erst am kommenden Samstag wählen. Dort ist knapp ein Drittel der Wählerschaft schwarz. Gewinnt sie auch da, ist ein wichtiges Etappenziel erreicht: Sanders' Momentum wäre vollends gebrochen.

Ein Problem: Clinton zieht nach wie vor nicht bei jungen Wählern. Dort hat „Oldie“ Sanders eindeutig mehr Kredit.

Wer Hillary Clinton in den vergangenen Tagen erlebt hat, erkennt eine Veränderung: Sie kann zulegen im Auftreten, sie kann authentischer, nahbarer wirken. Und Clinton hat ihre stärksten Waffen noch gar nicht ausgepackt: Steh-auf-Frau-Qualitäten, unbändigen Siegeswillen. Sanders dagegen hat seine „Decke“ erreicht.

Clinton wird den 74-Jährigen gnadenlos als Ein-Themen-Kandidat (soziale Ungleichheit) abkanzeln. In ihrer Dankesrede gab es erste Warnhinweise. Gewiss hätten Amerikaner das Recht, verärgert zu sein, erklärte sie mit einem Fingerzeig auf Sanders' Botschaft von der Notwendigkeit einer politischen Revolution gegen Milliardäre und Wall Street. „Aber wir sind auch hungrig nach wirklichen Lösungen“, fügte sie hinzu. Sprich: Nur mit Maximalforderungen à la Bernie (Bankenzerschlagung, Superreichen-Steuer etc.) kommt man gegen einen republikanisch beherrschten Kongress nicht weit.

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