Rettungsschiff "Diciotti" Italiens Justiz ermittelt gegen Salvini wegen festgehaltener Flüchtlinge

Rom · Die italienische Justiz ermittelt gegen Innenminister Matteo Salvini. Dem Chef der fremdenfeindlichen Lega wird illegales Festhalten und Amtsmissbrauch im Zusammenhang mit dem Rettungsschiff "Diciotti" vorgeworfen.

Der Umgang der Regierung in Rom mit mehr als hundert Flüchtlingen auf einem Schiff der italienischen Küstenwache beschäftigt nun die italienische Justiz: Staatsanwälte in Sizilien leiteten am Samstag ein Ermittlungsverfahren gegen Innenminister Matteo Salvini ein, wie italienische Medien berichteten. Gegen Salvini werde wegen "Freiheitsberaubung, illegaler Festnahmen und Machtmissbrauchs" ermittelt. Die Untersuchung schließe auch Salvinis Bürochef ein.

Das Schiff der italienischen Küstenwache hatte am 15. August insgesamt 190 Bootsflüchtlinge an Bord genommen. 13 von ihnen wurden sofort ins Krankenhaus gebracht. 27 unbegleitete Minderjährige durften am Mittwoch an Land gehen.

Am Samstagnachmittag verließen weitere zwölf Flüchtlinge das Schiff. Die italienischen Behörden hatten zuvor 16 und schließlich 17 weiteren Flüchtlingen aus medizinischen Gründen das Verlassen der "Diciotti" gestattet. Fünf Frauen weigerten sich Medienberichten zufolge jedoch, ihre Angehörigen an Bord zurückzulassen.

Die Regierung in Rom verweigerte dem Schiff zunächst die Einfahrt in einen italienischen Hafen. Später durfte die "Diciotti" im sizilianischen Catania anlegen. Den meisten Passagieren wird aber der Gang an Land verweigert. Italiens Regierung argumentiert, das Land sei mit der Aufnahme der Flüchtlinge vom Mittelmeer überfordert. Sie verlangt, dass andere EU-Länder die Migranten aufnehmen.

Am frühen Abend teilte das italienische Außenministerium mit, Albanien habe sich bereit erklärt, 20 Flüchtlinge von der "Diciotti aufzunehmen. Dies sei "ein Signal großer Solidarität", erklärte das Ministerium im Kurzbotschaftendienst Twitter.

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