Protest gegen Trump Iranischer Regisseur Farhadi sagt Oscar-Teilnahme offiziell ab

Los Angeles/Teheran · Hollywoods Elite nimmt eine Preisverleihung zum Anlass, in aller Öffentlichkeit Kritik am Einreisebann für Muslime zu üben. Der iranische Oscar-Anwärter Asghar Farhadi bestätigt unterdessen seinen Boykott der Zeremonie im Februar.

 Der international ausgezeichnete iranische Filmemacher Asghar Farhadi bleibt der Oscar-Verleihung fern.

Der international ausgezeichnete iranische Filmemacher Asghar Farhadi bleibt der Oscar-Verleihung fern.

Foto: Michel Euler

Der vielfach ausgezeichnete iranische Regisseur Asghar Farhadi nimmt aus Protest gegen den von US-Präsident Donald Trump verhängte Einreisebann für Muslime aus sieben Ländern nicht an der Oscar-Verleihung teil. In einer Erklärung, die die „New York Times“ veröffentlichte, schrieb Farhadi: „Engstirnige Individuen nutzen das Einflößen von Angst häufig dazu, Extremismus und fanatisches Verhalten zu rechtfertigen.“

Selbst wenn für seine Reise eine Ausnahme gemacht würde, sei das „Wenn und Aber“ nicht akzeptabel, schrieb Farhadi. Er verurteile die ungerechten Bedingungen, die den Bürgern der betroffenen Länder aufgezwungen würden.

Farhadi hatte für seinen Film „Nader und Simin - Eine Trennung“ 2011 den Goldenen Bären der Berlinale und 2012 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewonnen. In diesem Jahr ist sein Film „The Salesman“ in dieser Kategorie für den Oscar nominiert. Taraneh Alidoosti, die darin die weibliche Hauptrolle spielt, hat ihren Boykott der Oscar-Zeremonie bereits deutlich gemacht. Für sie sei das neue Gesetz „diskriminierend, rassistisch und daher inakzeptabel“. Die Oscars werden am 26. Februar verliehen.

Die Oscar-Akademie, die alljährlich die Preise vergibt, äußerte sich „extrem besorgt“ über Trumps Dekret. Man werde Filmemacher und Menschenrechte in aller Welt unterstützen.

Bei der Preisverleihung des amerikanischen Schauspielerverbandes SAG am Sonntagabend in Los Angeles protestierten Hollywoodstars in aller Öffentlichkeit gegen die umstrittenen Maßnahmen. „Das Einreiseverbot ist ein Makel, und es ist unamerikanisch“, erklärte die Schauspielerin Julia Louis-Dreyfus. Sie erinnerte daran, dass ihr Vater ein Flüchtling aus dem von den Nationalsozialisten besetzten Frankreich gewesen sei.

Ashton Kutcher begrüßte bei der Eröffnung der Award-Show nicht nur die anwesenden Schauspieler und das Publikum, sondern auch „all jene in den Flughäfen, die in mein Amerika gehören.(...) Wir lieben euch und heißen euch willkommen“.

Denzel Washington wünschte sich in seiner Rede eine Gesellschaft mit mehr Mitgefühl. Emma Stone nannte die Entwicklung seit Trumps Erlass gegen Muslime „unverzeihbar und angsterregend“.

Die deutsch-iranische Schauspielerin Jasmin Tabatabai schließt sich der Kritik ihrer Kollegen an. „Menschen auf Grund ihrer ethnischen Zugehörigkeit zu diskriminieren, ist ungeheuerlich und zutiefst unamerikanisch. Gruselig, sich auszumalen, was noch alles auf uns zukommen wird“, schrieb Tabatabai in einem Gast-Beitrag für die „Bild“-Zeitung (Montag).

Sie habe neben dem deutschen auch einen iranischen Pass und sei deshalb persönlich vom Dekret betroffen: „Nun haben meine Geschwister, meine 79-jährige Mutter und ich plötzlich Einreiseverbot.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort