Kommentar zum Streit um Glyphosat Im Zweifel Nein

Meinung | Brüssel · Glyphosat ist zum Bestandteil der Nahrungskette geworden. Solange sich die Experten über die Schädlichkeit nicht einig sind, kann es deshalb nur eine Entscheidung geben: Im Zweifel Nein.

Wenn Wissenschaftler streiten, ist der Verbraucher der Geschädigte. Der Laie kann Argumente nicht prüfen, sondern lediglich glauben – und vielleicht die Autorität der Institutionen zum Kriterien für seine Meinung machen. Glyphosat ist so ein Fall. Die einen halten das Herbizid für echtes Teufelszeug, das Rückstände in Nahrungsmitteln hinterlässt, die so in den menschlichen Körper gelangen. Die anderen loben das Wundermittel als Präparat gegen die Vernichtung ganzer Ernten – und damit als einen Beitrag im Kampf gegen den Hunger in der Welt. Der Verdacht, das Mittel könne aber am Ende krebserregend sein, wiegt schwer.

Immer häufiger sehen sich die Verbraucher mit Warnungen und Mahnungen wie nun im Fall von Glyphosat konfrontiert. Sie müssen vertrauen und sich auf Expertenmeinungen verlassen. Das mag in anderen Fällen hinnehmbar sein, weil der Kunde die Wahl hat, sich für oder gegen ein Produkt zu entscheiden. Glyphosat aber ist zum Bestandteil der Nahrungskette geworden. Wir können uns dagegen nicht wehren. Diese Tatsache verändert die Gewichtung im Streit der Experten.

Weil sie die Verantwortung dafür tragen, ob ein solcher Stoff weiter ausgebracht werden darf oder nicht. Denn es gibt nicht nur die Wahl zwischen Zulassung und Stopp, sondern auch das Prinzip „Im Zweifel – Nein“. Wenn wissenschaftliche Erhebungen zu völlig konträren Ergebnissen kommen, begründet dies eine besondere politische Verantwortung: Dann müssen Behörden schützen statt genehmigen, solange keine Klarheit herrscht.

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