Kommentar zu US-Präsident Trump Im Treibsand

Meinung · Politisch kann „Russlandgate“ für Trump eine sich im Zeitlupentempo zuziehende Schlinge werden, kommentiert Dirk Hautkapp.

 US-Präsident Donald Trump.

US-Präsident Donald Trump.

Foto: dpa

Donald Trump wollte den von „korrupten Eliten“ verursachten „Sumpf“ in Washington trockenlegen. Ein Jahr nach der Wahl steckt Amerikas Präsident selbst tief im Treibsand einer Affäre, die ihn das Amt kosten kann. Aus der dunklen Gewitterwolke namens Russland-Affäre hat es zum ersten Mal kräftig abgeregnet. Sonderermittler Robert Mueller hat mit der Anklage von zwei hochrangigen Trumpianern und dem sensationellen Schuldeingeständnis eines dritten seine Folterwerkzeuge gezeigt.

Trumps Beteuerung, die Russland-Affäre sei eine böswillige Erfindung der Demokraten, des „tiefen Staates“ und/oder der „Lügenpresse“ ist endgültig hinfällig. Auch wenn eine persönliche Verstrickung Trumps in die zwischen Sabotage und Störmanöver angesiedelten Aktivitäten der Computer-Söldner von Wladimir Putin nicht bewiesen ist.

Mueller bewegt sich von der Peripherie des Skandals trittsicher in Richtung Zentrum. Mit Paul Manafort und Rick Gates hat er zwei Kandidaten von Gewicht am Haken. Schweigen sie, sind für sie bei einer Verurteilung lange Haftstrafen drin. Singen sie wie die Kanarienvögel und legen das Innerste des Schurkenstücks frei, das Moskau mit Team Trump inszeniert haben soll, werden nach menschlichem Ermessen auch einige Arien auf den Chef gemünzt sein. Mit George Papadopoulus hat Mueller zudem einen Rohdiamanten im Portfolio. Der Mann ist lebender Beweis dafür, dass sich Trumpianer vor der Wahl sehr wohl mit den Russen ins Bett gelegt haben. Hauptsache, Hillary Clinton wird beschädigt.

Wie Mueller die Personalie Papadopoulus öffentlich gemacht hat, ist ein Warnschuss an die Herzkammer von Team Trump: Wir bluffen nicht. Wir haben Fakten. Und wir kommen. Carter Page, Michael Flynn, Jared Kushner, Roger Stone, Jeff Sessions: Trumps wichtigste Satelliten müssen sich warm anziehen. Viel spricht dafür, dass Mueller und seine Topfahnder weit mehr in petto haben, als sie bislang zu erkennen geben.

Politisch kann „Russlandgate“ für Trump eine sich im Zeitlupentempo zuziehende Schlinge werden. Die ohnehin katastrophalen Umfragewerte werden weiter sinken. Das Klima für dringend benötigte legislative Erfolge wird ruppiger. Die Leidensfähigkeit der Republikaner, den Totengräber ihrer Partei mit der Faust in der Tasche zu ertragen, wird sich erschöpfen. Unabhängig von der Frage, ob Trump persönlich von den klandestinen Machenschaften seiner Strategen wusste.

Dass der Egomane Trump diesem Treiben diszipliniert zusehen wird, ist kaum vorstellbar. Am Ende könnte ein Szenario stehen, in dem sich Trump selbst zu Fall bringt. Dann nämlich, wenn er Sonderermittler Mueller gegen alle Versprechungen vorzeitig feuern sollte. Selbst die rückgratlosesten Republikaner im Parlament könnten sich einem Amtsenthebungsverfahren dann nicht mehr verweigern.

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