Unruhen in Teheran Hunderte Studenten protestierten gegen die iranische Regierung

Teheran · Heftige Proteste in Teheran nach dem Bekenntnis der Regierung zum Flugzeugabschuss. Die Polizei löste daraufhin die Versammlung hunderter Studenten auf. Immer wieder bezeichneten viele Demonstranten das Mullah-Regime als „Lügner“.

 Zwei Frauen zünden bei einer Mahnwache am Eingang der Amri Kabir Universität Kerzen an. Vor der Universität versammelten sich am Samstag mehrere Hundert Demonstranten und protestierten lautstark gegen das Mullah-Regime.

Zwei Frauen zünden bei einer Mahnwache am Eingang der Amri Kabir Universität Kerzen an. Vor der Universität versammelten sich am Samstag mehrere Hundert Demonstranten und protestierten lautstark gegen das Mullah-Regime.

Foto: dpa/Ebrahim Noroozi

Nach dem Bekenntnis des Iran zum versehentlichen Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeugs hat es in Teheran Proteste gegen die Regierung gegeben. Am Samstagabend versammelten sich mehrere hundert Menschen an der Amir-Kabir-Universität im Stadtzentrum, um der 176 Toten zu gedenken, wie Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Aus dem Gedenken wurde ein wütender Protest: Die Demonstranten bezeichneten die iranische Regierung als "Lügner" und forderten die Verantwortlichen für den Abschuss und die tagelange Leugnung zum Rücktritt auf.

Wie die iranische Nachrichtenagentur Fars berichtete, wurde die Demonstration von der Polizei aufgelöst. Die Studenten hätten "schädliche" und "radikale" Sprechchöre gerufen, schrieb Fars, die den Konservativen im Iran nahe steht. Dem Bericht zufolge rissen einige Studenten auch ein Poster des Generals Kassem Soleimani ab, der vor gut einer Woche bei einem US-Drohnenangriff im Irak getötet worden war.

Die Polizei habe die Demonstration schließlich "aufgelöst", als die Studenten das Universitätsgelände verlassen und für einen Verkehrsstau gesorgt hätten, berichtete Fars.

Der Iran hatte am Samstag nach tagelangem Leugnen den versehentlichen Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs mit 176 Menschen an Bord eingeräumt. Nach Angaben aus Teheran wurde die Maschine irrtümlich für ein feindliches Objekt gehalten und mit einer Rakete abgeschossen. Bei den Opfern handelte es sich vor allem um iranischstämmige Kanadier, Afghanen, Briten, Schweden und Ukrainer.

Der Abschuss der ukrainischen Maschine erfolgte am Mittwochmorgen inmitten heftiger Spannungen zwischen den USA und dem Iran. Die US-Armee hatte zuvor den iranischen General Soleimani mit einer Drohne im Irak getötet. Der Iran antwortete darauf in der Nacht zum Mittwoch mit Raketenangriffen auf zwei von US-Soldaten genutzte Militärstützpunkte im Irak. Kurz darauf stürzte in der Nähe von Teheran die ukrainische Passagiermaschine ab.

(AFP)
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