Kommentar zu Russlands wachsendem Einfluss Hinter dem Nebel

Meinung | Moskau · Noch vor zwei Jahren galt Russland nach seiner Intervention in der Ukraine als isoliert, jetzt zittern die abendländischen Eliten vor seinem Einfluss. Weil Putin eine neue, sehr offensive Außenpolitik macht.

 Vom Wirtschaftsmagazin "Forbes" zum mächtigsten Mann der Welt erklärt: Der russische Präsident Wladimir Putin.

Vom Wirtschaftsmagazin "Forbes" zum mächtigsten Mann der Welt erklärt: Der russische Präsident Wladimir Putin.

Foto: dpa

Diesmal ist Donald Trump nur Zweiter. Das Wirtschaftsmagazin Forbes erklärte Wladimir Putin zum mächtigsten Mann der Welt. Forbes hat Recht. Trump selbst gilt als Putins Mann, laut dem TV-Kanal NBC-News bestimmte der persönlich, wie bei den Demokraten gehackte Daten in der Öffentlichkeit zu platzieren waren, um Hillary Clinton im Wahlkampf zu schädigen. Und Trump holt Leute, die Moskau mit Applaus empfängt: Vom russophilen Sicherheitsberater Michael Flinn bis zum künftigen Außenminister Rex Tillerson.

Auch in Bulgarien und Moldawien gewannen Kandidaten die Präsidentschaftswahlen, die erklärte Putin-Fans sind. 2017 hat Moskau bei den Wahlen in Frankreich mit Marie Le Pen und in Deutschland mit Sympathisanten aus AfD, Linke und Teilen der SPD ebenfalls Eisen im Feuer.

Noch vor zwei Jahren galt Russland nach seiner Intervention in der Ukraine als isoliert, jetzt zittern die abendländischen Eliten vor seinem Einfluss. Weil Putin eine neue, sehr offensive Außenpolitik macht.

Kreml und Volk sind sich einig: Demokratie ist Heuchelei, Revolution eine Machenschaft fremder Geheimdienste, und Russland die Zielscheibe geheimer westlicher Umsturzpläne.

Russland kontert jetzt. Es steckt Rubelmilliarden in Auslandsmedien, etwa den TV-Sender Russia Today. Die empören sich wie das Moskauer Staatsfernsehen über den Tod russischer Sanitätsschwestern bei einem Beschuss in Aleppo, angeblich Opfer islamistischer Terroristen und ihrer westlichen Hintermänner. Kein Wort, kein Bild darüber, warum man Verbandsplätze im Schussfeld des Feindes einrichtet, und was Frauen und Kinder auf der anderen Seite erleiden.

Nachrichten und ihre Fakes verschmelzen, die neue russische Wahrheit gleitet ins Internet. Dort kann sich jeder, der der eigenen „Lügenpresse“ nicht mehr traut, mit prorussischen Fakten und Argumenten versorgen. Danach attackiert er gegnerische Blogger oder Journalisten.

„Netzdiplomatie“ heißt es in Russlands brandneuer außenpolitischen Konzeption, dazu gehörten „informationskommunikative sowie humanitäre Technologien“. Und die Euro-Millionen, mit denen russische Banken die Front National finanzieren. Oder ostwestfälische AfD-Funktionäre, die stolz berichten, die russische Botschaft beherberge sie bei ihren Berlin-Besuchen.

Hinter dem Propagandanebel fallen Fassbomben auf Aleppo. Auch Russlands Kriege sind dreckig. Und westliche Ermittlungsberichte zum Abschuss des Passagierflugzeug im Donbass oder zu vom FSB vertauschten Harnproben russischer Olympia-Asse drücken auf Image. Laut einer Umfrage des Washingtoner Paw Research Zentrums hegen nicht mehr als 31 Prozent der Weltbevölkerung Sympathie für Russland. Kaum genug, um global die Oberhand zu gewinnen.

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