Papst Franziskus Heimspiel vor der Presse

ROM · Der neue Pontifex streichelt bei seiner Audienz einen Hund und berichtet, wie er auf den Namen Franziskus gekommen ist.

 Ein sehbehinderter Journalist hat seinen Hund zur Audienz mit Franziskus mitgebracht.

Ein sehbehinderter Journalist hat seinen Hund zur Audienz mit Franziskus mitgebracht.

Foto: dpa

Als die Audienz schon fast vorbei ist, streichelt Franziskus einen Hund. Ein sehbehinderter Mann durfte dem neuen Papst die Hand schütteln, sein Hund steht mit ihm auf der Bühne. Der Papst, der sich selbst in die Tradition des Heiligen Franz von Assisi gestellt hat, dem Freund der Armen und aller Kreaturen, der zu den Vögeln gesprochen und Wölfe umarmt hat, streichelt sein erstes Tier. Das ist eigentlich eine Randnotiz, aber eben nicht, wenn der Mann sich selbst Franziskus nennt.

Am Samstag traf Franziskus Journalisten und Medienvertreter. Das haben Johannes Paul II. und auch Benedikt XVI. nach ihrem Amtsantritt auch so gehalten. Fragen aber sind nicht vorgesehen. "Bravo, bravo" dringt es aus dem Corps, der zum eigenen Berufsethos eigentlich die Unabhängigkeit zählt. Später sind Sprechchöre zu hören: "Francesco, Francesco, Francesco!" Bereits am dritten Tag seines Pontifikats trägt dieser Papst auch vor der zuletzt für den Vatikan so unangenehmen Presse ein Heimspiel aus. Dazu trägt bei, dass der Saal zu weiten Teilen von Vertretern katholischer Medien gefüllt ist. Aber auch viele Vatikan-Berichterstatter anderer Medien sind oft gläubige Katholiken, die inzwischen genauso müde sind wie ihre agnostischen Kollegen.

Franziskus kann deshalb den Ton nicht besser treffen, wenn er vom Manuskript abweicht und sagt: "Ihr habt viel gearbeitet, stimmt´s?" Jüngere Kirchen-Skandale wie Pädophilie, Vatileaks oder die Vorwürfe von großer Nähe Jorge Mario Bergoglios zur argentinischen Militärdiktatur spielen hier keine Rolle. Franziskus lädt dazu ein, "die wahre Natur der Kirche und ihres Wegs in der Welt, mit ihren Tugenden und Sünden" zu suchen. Manches geht ein wenig unter, etwa der Satz, dass die Kirche "keine politische, sondern grundsätzlich spirituelle Natur" habe. Franziskus seufzt förmlich, wenn er sagt: "Wie sehr wünsche ich mir eine Kirche der Armen und für die Armen!"

Zuvor hat sich der Papst endgültig in die Herzen der Journaille gesprochen. Er gibt eine Anekdote zum Besten, noch dazu aus der Verschwiegenheit des Konklave. Als er die Zweidrittelmehrheit erreichte, so spricht Franziskus, habe ihn sein Freund, der brasilianische Kardinal Claudio Hummes umarmt, geküsst und gesagt: "Vergiss nicht die Armen!" So sei ihm in Erinnerung an Franz von Assisi die Idee seines Namens gekommen. "Für mich ist er der Mann der Armut, des Friedens, der Mann, der die Schöpfung liebt und bewacht."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Assange und das Recht
Kommentar zur aufgeschobenen Auslieferung Assange und das Recht
Zum Thema
Aus dem Ressort