Krach bei den Royals Harry und Meghan verabschieden sich aus dem Königshaus

London. · Bei den britischen Royals knirscht es mächtig. Nun nimmt auch noch Prinz Harry mit seiner kleinen Familie quasi Reißaus. Ist das eine Chance oder der Todesstoß für das britische Königshaus?

 Prinz Harry (35) und seine Meghan (38) wollen ihre royalen Verpflichtungen weitgehend aufgeben.

Prinz Harry (35) und seine Meghan (38) wollen ihre royalen Verpflichtungen weitgehend aufgeben.

Foto: dpa/Kirsty Wigglesworth

Es gab Anzeichen. Als die erste Garde der Royals am ersten Weihnachtsfeiertag auf dem Weg zur Kirche ihre gewohnte Show ablieferte, lächelte, winkte und die selige Nation beglückte, versteckten sich der Herzog und die Herzogin von Sussex mit ihrem Sohn im Urlaub in der kanadischen Wildnis. Als Königin Elizabeth II. ihre Weihnachtsansprache ans Volk hielt, standen auf dem Schreibtisch gerahmte Bilder von Thronfolger Prinz Charles und Camilla, von Vorzeige-Enkel Prinz William mit seiner Vorzeige-Ehefrau Herzogin Catherine und den Vorzeige-Kindern George, Charlotte und Louis. Ein Foto von Harry plus Anhang fehlte.

Es gab noch mehr Anzeichen. Die Geburt von Baby Archie hielten die Sussexes so privat wie möglich. Und Herzogin Meghan klagte erst im vergangenen Jahr mit Tränen in den Augen in die Kameras, ihr gehe es nicht gut angesichts des massiven Drucks, der konstanten Aufmerksamkeit, der steten Attacken der Presse. Sie kritisierte den Anspruch der Royals, immer eine „steife Oberlippe“ zu bewahren, also keine Gefühle zu zeigen. „Was das im Inneren anrichtet, ist wahrscheinlich ziemlich schädigend.“ Hinter den dicken Palastmauern dürfte nicht nur die Oberlippe der Queen gebebt haben.

Die Königin hält seit mehr als sechs Jahrzehnten unter dem Motto durch: Nichts erklären, sich nie beschweren. Prinz Harry attackierte derweil nicht nur öffentlich die Medien, das Paar geht sogar juristisch gegen zwei britische Blätter vor, weil es sich unfair behandelt fühlt.

Ankündigung war ein Paukenschlag

Ja, die Anzeichen waren da. Dennoch war die Ankündigung von Prinz Harry und Herzogin Meghan am Mittwochabend ein Paukenschlag. Die beiden wollen als ranghohe Mitglieder der Königsfamilie zurückzutreten, gaben sie via Instagram bekannt. Stattdessen wollten sie arbeiten, um finanziell unabhängig zu werden. Außerdem planen Herzog und Herzogin, ihre Zeit künftig zwischen dem Vereinigten Königreich und Nordamerika aufzuteilen.

Wie bitte? Auf der Insel herrscht Verblüffung sowie vornehmlich Verärgerung und das keineswegs nur bei Fans und Medien. Auch die Königsfamilie selbst erfuhr von der Entscheidung offenbar via soziale Medien. In einem dürren Statement aus dem Palast hieß es noch am Mittwochabend, man verstehe „ihren Wunsch, einen anderen Weg einzuschlagen“. Es handele sich jedoch um „komplizierte Fragen, deren Klärung Zeit braucht“. Wichtiger als der Inhalt dieser Erklärung ist, was der Palast unausgesprochen ließ. Royale Insider verrieten, dass in der Königsfamilie große Bestürzung und Enttäuschung herrsche. Elizabeth II. sei „am Boden zerstört“, schrieb der „Daily Telegraph“. „So geht man nicht mit der Queen um“, lautete das Urteil.

Es sei „beispiellos“, wie hier „schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit gewaschen“ werde, befand der ehemalige Königshaus-Korrespondent der BBC, Peter Hunt. Angeblich wussten die Windsors zwar seit einer Woche von dem Anliegen der beiden, für sich eine neue Rolle zu finden. Doch die endgültige Entscheidung traf alle überraschend und gleicht einem massiven Vertrauensbruch, der dem Image der Royals nachhaltig schaden könnte. Immerhin nährt das britische Königshaus seinen Zauber auch aus der Unnahbarkeit und der Distanz. Die Palastvorhänge werden stets nur einen Spalt weit aufgezogen. Harry und Meghan reißen sie nun mit aller Wucht herunter.

Gemischte Reaktion der Briten

Das Paar will nach eigenen Angaben eine neue „progressive“ Rolle im Königshaus entwickeln. Wie das  möglich sein soll, dürfte als Rätsel der Woche gelten. „Sie werden ganz zurücktreten müssen“, befand Experte Hunt. „Die progressive Art ist unhaltbar.” Die Reaktion der Briten fiel dagegen gemischt aus. Die einen zeigten Verständnis, anderen bewerteten die Ankündigung als „respektlos“.

Trägt der Boulevard Schuld am Rückzug der Sussexes? War es der Rassismus, der Meghan entgegenschlug? Oder wählt das Paar schlicht ein anderes Leben als jenes im Korsett der Royals? Bislang ist nicht klar, wie das Arrangement aussehen könnte. Wer wird die Sicherheit übernehmen? Wer kommt für die Kosten auf, wenn Harry als im Auftrag der Krone auf Reisen geht? Wie wollen die beiden „unabhängig“ Geld verdienen? Bücher schreiben? Vorträge geben wie die Obamas oder Clintons? Die Royals halten sich eigentlich aus aktuellen politischen Angelegenheiten strikt heraus.

Es ist noch keine zwei Jahre her, als das Paar seine Bilderbuch-Hochzeit feierte. Damals jubelte die Welt, als sich die Inszenierungskünstler der Windsors selbst übertrafen und Beobachter eine neue Ära der Monarchie vorhersagten. Hier Markle, geschiedene US-Amerikanerin, Ex-Schauspielerin, und Feministin, die Mutter dunkelhäutig. Da Prinz Harry, Sechster der Thronfolge, der nach dem Tod von Prinzessin Diana als Sorgenkind der Nation galt und sich mit seinem Engagement für wohltätige Zwecke zum Posterboy der Royals gemausert hatte. Das Paar wollte dem Königshaus frischen Wind einhauchen.

Meghan eckte regelmäßig an

Doch die Realität holte Harry und Meghan schnell ein. Insbesondere die 38-Jährige eckte regelmäßig an, kämpfte mit der royalen Etikette. Wiederholt sich die Geschichte? Die Nation erinnert sich an 1936, als Edward VIII. abdankte, um die geschiedene US-Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten. Nur deshalb bestieg Bruder George, der Vater der Queen, den Thron. Ohne den Skandal damals wäre Elizabeth II. nie Königin geworden. So schließt sich der Kreis.

„Nur eine auf ein Minimum beschränkte royale Familie erlaubt es dieser Institution, noch lange in diesem Jahrhundert zu bestehen“, meinte ein Kommentator und verwies auf den künftigen König Prinz Charles sowie die Nummer zwei der Thronfolge, Prinz William, und dessen Sohn, den sechsjährigen Prinz George. Der 71-jährige Charles peilt angeblich seit Längerem eine Verschlankung des Königshauses an. So soll der Clan auf eine Kerntruppe verkleinert werden, zu der zwar die Publikumslieblinge Harry, Nummer sechs der Thronfolge, und Meghan gezählt hätten, die jedoch ohne die Mitglieder in der hintersten Bedeutungsriege auskommen soll. Die kosten den Steuerzahler viel Geld und sorgen nicht selten für Skandale, siehe Problem-Royal Prinz Andrew.

Harry und Meghan wollen Umgang mit Medien in die eigene Hand nehmen

Auch den Umgang mit den Medien wollen der Herzog und die Herzogin  in die eigene Hand nehmen und nur noch bestimmten Journalisten Zugang bieten. Das könnte  schwierig werden angesichts der nach Schlagzeilen lechzenden Presse. Die Kritik ergoss sich denn auch sofort über die „verwöhntesten Blagen der Geschichte“, wie der Publizist Piers Morgan die beiden nannte.

„Wenn sie die neuen Kardashians sein wollen, werden sie wie die neuen Kardashians behandelt.“ Seiner Meinung nach sollte die Queen den beiden alle royalen Titel entziehen und sie aus der sogenannten Firma entlassen. Meghan, so der Publizist, würde gerne das Leben eines A-Stars auf dem Rücken ihres neuen royalen Ruhms führen, sich Luxustouren, Filmpremieren, Charity-Galas und Hollywood-Parties als Rosinen herauspflücken. Aber sie wolle sich „ihre Hände nicht schmutzig machen“, indem sie an einem regnerischen Mittwoch in britischen Städten Gemeindehallen eröffnet. „Das ist für die kleinen royalen Leute gedacht, nicht eine Superstar-Prinzessin wie sie“, empörte sich Morgan.

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