Kommentar zur Klimawandeldebatte in den USA Grotesk

WASHINGTON · Die Aufklärung hat Amerika nicht vollständig erreicht. Wer die nachgewiesene Erderwärmung für eine Verschwörung von Ökospinnern hält, wird hier in der Klimaschutzdebatte ebenso gehört wie die überwältigende Mehrheit in der Wissenschaft, die eine radikale Reduzierung der Treibhausgase für unabdingbar hält, um nachfolgende Generationen vor einer Katastrophe zu bewahren.

Darum hat das groteske, fast an George Orwell erinnernde Verbot in Florida, Begriffe wie "Klimawandel" im Sprachgebrauch von Behörden zu benutzen, fast den Anschein der Normalität. Fast.

Seit die Republikaner in beiden Kammern des Parlaments die Mehrheit besitzen, ist ihr Bestreben zu erkennen, die Politik der Obama-Regierung prinzipiell zu unterlaufen und als Betriebsunfall der Geschichte zu stigmatisieren. Ob gesetzliche Krankenversicherung, Klimaschutz, Homo-Ehe oder Legalisierung von Cannabis - die Konservativen sind entschlossen, die angestoßenen Reformen Obamas Schritt für Schritt zu annullieren. Angetrieben von einem meist biblisch grundierten Sendungsbewusstsein sind sich Führungsfiguren in den Bundesstaaten für keine Peinlichkeit zu schade.

Vom früheren Gouverneur Floridas Jeb Bush dürfte man sonst erwarten, dass er in Sachen Klimawandel seinem irrlichternden Nachfolger Rick Scott in die Parade fährt. Aus Furcht, Geldgeber und religiöse Fundamentalisten zu verprellen, wird der aussichtsreichste Präsidentschaftskandidat der Republikaner genau das aber nicht tun. Seine Begründung wird lauten: "Ich bin doch kein Wissenschaftler."

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