Flüchtlinge Griechenland kämpft im Sog der Flüchtlingskrise

Athen · Weil die Länder entlang der Balkanroute die Grenzen weitgehend dicht gemacht haben, stauen sich die Flüchtlinge nun in Griechenland. Doch die Griechen sind nicht darauf vorbereitet. Es gibt ein großes Versorgungsproblem - mit politischen Konsequenzen für Europa.

 Flüchtlinge auf dem Weg zu einem Lager in Nordgriechenland.

Flüchtlinge auf dem Weg zu einem Lager in Nordgriechenland.

Foto: Nikos Arvanitidis

Nachdem der weitgehenden Schließung der Balkanroute für Migranten ist Griechenland ins Flüchtlingschaos gestürzt. Nach Zählungen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR setzen täglich weiterhin rund 3000 Flüchtlinge von der türkischen Küste zu den griechischen Inseln über.

Doch im Norden des Landes an der Grenze zu Mazedonien werden pro Tag nur noch ein paar Hundert Menschen durchgelassen. Mehr als 25 000 Flüchtlinge stauen sich deshalb bereits in Griechenland, und ihre Versorgung wird zunehmend schwierig.

Angesichts der Schließung der Grenze durch Mazedonien hatte Griechenland der EU-Kommission bereits vor Tagen einen Entwurf für ein Hilfsprogramm vorgelegt. Es beziffere den Bedarf an Personal, Hilfsgütern und Hilfsgeldern, sagte der griechische Vizeminister für Migration, Ioannis Mouzalas, dem griechischen Fernsehsender Mega.

Dem Vernehmen nach bittet Griechenland unter anderem um 228 Millionen Euro Unterstützung für den Aufbau von Auffanglagern und die Versorgung der Menschen. Österreich plant, für die Versorgung von Flüchtlingen auf der Ägäis-Route zwischen dem Libanon und Griechenland fünf Millionen Euro bereitzustellen.

Blieben die Grenzen weitgehend geschlossen, könnten sich Mouzalas zufolge Ende März bis zu 70 000 Flüchtlinge in Griechenland aufhalten, die eigentlich nach Norden weiterziehen wollen. Griechische Medien rechnen bis zum Sommer sogar mit bis zu 200 000 Menschen. Die Versorgung der Flüchtlinge und Migranten ist jedoch jetzt schon nicht mehr gewährleistet.

Um die Lage auf dem Festland zu entspannen, bleiben Fähren in den Häfen der nordägäischen Inseln an den Docks vertäut, damit die momentan rund 6000 Flüchtlinge auf den Inseln dort Zuflucht finden. Im Hafen von Piräus sind gleichzeitig rund 3200 Menschen gestrandet, weitere geschätzte 7000 Menschen harren im nordgriechischen Grenzort Idomeni aus. Entlang der gesamten Route Richtung Norden campen die Menschen auf Parkplätzen und Feldern; Gemeinden haben ihre Turnhallen und Schwimmbäder geöffnet, um zusätzlich Raum zu schaffen.

Die Auffanglager und auch die Registrierzentren (Hotspots) im Land sind längst überfüllt. Dort wollen die Flüchtlinge auch gar nicht bleiben; wer laufen kann, macht sich zur Not zu Fuß in Richtung Mazedonien auf. So entstanden am Wochenende ganze Trecks von Flüchtlingen entlang der Autobahn gen Norden. Darunter waren alte Menschen, zum Teil in Rollstühlen, sowie unzählige Kleinkinder.

Neben der Unterstützung durch die EU hofft Griechenland nun auf den Einsatz von Nato-Schiffen in der östlichen Ägäis. Wenn der Einsatz glücke, könne das den Zustrom der Flüchtlinge um bis zu 70 Prozent senken, sagte Mouzalas. Man arbeite im ganzen Land an der Schaffung von Notaufnahmelagern. Mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk sei ein Fernsehspot für die Herkunftsländer der Flüchtlinge geplant. "Idomeni ist zu. Verkauft eure Häuser nicht, um nach Griechenland zu kommen!", solle der Spot vermitteln.

"Wir haben keine Grenzen geöffnet", fügte Mouzalas hinzu. "Wir haben auch niemanden im Meer ertrinken lassen. Hätten die Länder Mitteleuropas sie nicht eingeladen, wären die Flüchtlinge nicht nach Griechenland gekommen."

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