Nach Terroranschlag Frankreich nimmt Abschied von getötetem Gendarmen

Paris · Für Emmanuel Macron ist Arnaud Beltrame ein Held und Vorbild. Bei der Gedenkfeier für den Gendarmerieoffizier mahnt der Staatschef: Der Kampf gegen den Terror gehe jeden Bürger an.

 Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erweist Arnaud Beltrame während einer Nationalen Gedenkfeier in Paris die letzte Ehre.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erweist Arnaud Beltrame während einer Nationalen Gedenkfeier in Paris die letzte Ehre.

Foto: Christophe Ena/AP

Frankreich hat mit einer bewegenden Trauerfeier den bei einem islamistischen Terroranschlag getöteten Gendarmen Arnaud Beltrame geehrt.

Staatspräsident Emmanuel Macron würdigte den "gewaltigen Mut" des 44-Jährigen, der sich im Austausch gegen eine Geisel in die Hand des Täters begeben hatte, und bezeichnete ihn als Helden. "Sein Beispiel wird bleiben."

Macron erwähnte in seiner Rede im Ehrenhof beim Pariser Invalidendom auch explizit die 85-Jährige Mireille Knoll, die in Paris getötet worden war, "weil sie Jüdin war". "Der Terrorist von Trèbes wie der Mörder von Mireille Knoll verneinen den Wert des Lebens, schänden unsere heiligen Werte und unsere Erinnerung", erklärte Macron anschließend auf Twitter. Die Holocaust-Überlebende Knoll war am Freitag tot in ihrer verbrannten Wohnung in Paris aufgefunden worden, zwei Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft.

Das Schicksal des Gendarmerieoffiziers Arnaud Beltrame hat in Frankreich große Anteilnahme ausgelöst. Er hatte sich am vergangenen Freitag beim Angriff eines Islamisten in einem Supermarkt in der Nähe von Carcassonne als Austauschgeisel zur Verfügung gestellt. Der Täter verletzte ihn schwer, Beltrame starb später im Krankenhaus. Insgesamt tötete der Islamist bei mehreren Attacken vier Menschen, bevor er von der Polizei erschossen wurde.

Zu der Gedenkfeier kamen auch Angehörige der Opfer des Terroranschlags in Südfrankreich, führende Politiker sowie Macrons Amtsvorgänger Nicolas Sarkozy und François Hollande. Macron beförderte Beltrame posthum und ernannte ihn zum Kommandeur der französischen Ehrenlegion, eine der höchsten Auszeichnungen des Landes.

Der Staatschef warnte vor einen neuen Form des Islamismus. Frankreich gehe nicht nur gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vor, sondern auch gegen "diesen unterirdischen Islamismus, der sich über die sozialen Netzwerke ausbreitet". Frankreich werde jedoch die Bewährungsprobe des islamistischen Terrors bestehen. "Unser Volk hat viele andere bestanden." Er appellierte an die Bürger, wachsam zu sein und Zivilcourage zu zeigen.

Macron beschwor angesicht der Bedrohung durch einen "barbarischen Nihilismus" den französischen Widerstandsgeist. Er stellte Beltrame in eine Reihe mit der französischen "Résistance" im Zweiten Weltkrieg. Nazi-Deutschland war 1940 in Frankreich einmarschiert, die Besatzung dauerte bis 1944.

Polizisten im ganzen Land ehrten Beltrame mit einer Schweigeminute. Sein Sarg wurde von der Ruhmeshalle Panthéon aus zur Zeremonie in der Invalidenanlage gebracht. Im Invalidendom ist Napoleon bestattet.

Die Gendarmerie zählt zu den Streitkräften, die Truppe nimmt aber Polizeiaufgaben wahr und untersteht dem Innenministerium. Die Gendarmerie stellt auch die Republikanische Garde, die als Protokolltruppe etwa beim Empfang ausländischer Regierungschefs im Élyséepalast antritt.

Frankreich wird seit drei Jahren von einer islamistischen Terrorwelle erschüttert, die mehr als 240 Todesopfer gefordert hat. Konservative und Rechtspopulisten hatten Macron nach dem jüngsten Anschlag Nachlässigkeit im Anti-Terror-Kampf vorgeworfen. Regierungschef Édouard Philippe wies aber Forderungen zurück, vermutete islamistische Gefährder zu internieren. Die Mitte-Regierung hatte die Sicherheitsgesetze erst im Herbst verschärft. Nach Angaben Philippes haben die Sicherheitsbehörden seit Januar 2015 insgesamt 51 Anschläge vereitelt.

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