Verlierer ist die Partei des Präsidenten Emmanuel Macron Die Grünen siegen bei Kommunalwahl in Frankreich

Paris · Präsident Macron muss mit seiner Partei eine schwere Schlappe einstecken. Enttäuschung über die geringe Wahlbeteiligung.

 Ein Wähler mit Mundschutz weist sich in einer Wahllokal vor der Stimmabgabe aus. In Frankreich hat die Endrunde der Kommunalwahlen begonnen. Die Stichwahlen in knapp 5000 Kommunen waren eigentlich für Ende März geplant, mussten aber wegen der Covid-19-Pandemie verschoben werden.

Ein Wähler mit Mundschutz weist sich in einer Wahllokal vor der Stimmabgabe aus. In Frankreich hat die Endrunde der Kommunalwahlen begonnen. Die Stichwahlen in knapp 5000 Kommunen waren eigentlich für Ende März geplant, mussten aber wegen der Covid-19-Pandemie verschoben werden.

Foto: dpa/Aurelien Morissard

Die Grünen sind die großen Gewinner der Kommunalwahlen in Frankreich. Bisher hatte das Land nur einen grünen Bürgermeister in einer größeren Stadt: Eric Piolle in Grenoble. Doch im zweiten Wahlgang am Sonntag konnten die Vertreter von EELV (Europe Écologie-Les Verts) auch in Straßburg, Lyon, Marseille, Lille und Bordeaux gewinnen. Großer Verlierer der Wahl ist die Partei des Präsidenten Emmanuel Macron.

Eine Regierungssprecherin räumte am Sonntag „enttäuschende Ergebnisse“ für die Bewegung La République en Marche (LREM) ein. Symbolisch für das schwache Abschneiden steht die deutliche Niederlage in der Hauptstadt Paris. Dort siegte die sozialistische Amtsinhaberin Anne Hidalgo mit rund 50 Prozent deutlich vor der LREM-Kandiatin Agnès Buzyn, die lediglich auf 16 Prozent der Stimmen kam.

In Paris wird seit Wochen über eine Umbildung der Regierung gemunkelt

Einziger wirklicher Lichtblick für Macron ist der mit deutliche Sieg des französischen Premierministers Édouard Philippe in der nordfranzösischen Hafenstadt Le Havre. Er kam auf rund 59 Prozent der abgegebenen Stimmen. Allerdings stellt sich nun die Frage, ob Philippe weiter Premierminister der Pariser Mitte-Regierung bleibt.

Er hatte sich immer wieder vehement gegen die in Frankreich übliche Ämterhäufung ausgesprochen. Zudem wird in Paris seit einigen Wochen über eine Umbildung der Regierung gemunkelt. Diesem Schritt könnte auch Philippe zum Opfer fallen, der in Beliebtheitsumfragen inzwischen deutlich besser abschneidet als der Präsident.

In den ersten Analysen am Wahlabend wurde Emmanuel Macron immer wieder vorgeworfen, dass sich Kandidaten aus dem Macron-Lager vor den Stichwahlen in großen Städten wie Bordeaux oder Straßburg sogar mit der bürgerliche Rechten der Républicains (LR) verbündet hatten, um ihre Chancen zu wahren und den erwarteten grünen Vormarsch zu bremsen.

Nur 40 Prozent der Franzosen gingen wählen

Der frühere Grünen-Europaparlamentarier und Macron-Vertraute Daniel Cohn-Bendit kritisiert die Strategie der Präsidentenpartei einer Verbindung mit der Rechten mit deutlichen Worten: „Das ist dumm, unnütz und kontraproduktiv“, sagte er der Wochenzeitung „Le Journal de Dimanche“, der üblicherweise aus seiner Sympathie für den europafreundlichen Macron keinen Hehl macht.

Betroffen zeigten sich alle Politiker über die niedere Wahlbeteiligung. Nur rund 40 Prozent der Franzosen gingen an die Urnen. Beeinträchtigt war der zweite Wahlgang allerdings von den Sicherheitsvorkehrungen wegen der Corona-Pandemie. Es galten strenge Abstandsregeln, eine Maskenpflicht und jeder sollte den eigenen Stift mitbringen, um sein Kreuz zu machen.

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