Melania Trump Ex-Nacktmodell wird First Lady

Washington · Man kann wirklich nicht behaupten, dass es bis Dienstagnacht gut für Amerikas designierte neue First Lady gelaufen wäre. Über viele Monate fiel Melania Trump nur als exquisit gekleidetes Accessoire am Arm des Bau-Moguls auf, der Amerika künftig wie eine GmbH führen will.

Mit einem sphinx’schen Lächeln, das ihre markanten Wangenknochen betont, bewegte sich das aus dem slowenischen Sevnica stammende Ex-Model stumm und stilvoll an der Seite ihres Mannes. Was sie dachte, blieb Amerika ein Rätsel. Bis sie in Cleveland im Sommer den Mund auftat.

Auf dem Krönungsparteitag der Republikaner für ihren Gatten trat die Ende der 90er Jahre aus dem ehemaligen Jugoslawien in New York gelandete 1,80 Meter große Frau zum ersten Mal vor einem Millionen-Publikum an den Bildschirmen in Erscheinung. Mit einem unüberhörbaren slawischen Akzent sprach sie in ihrer vom Teleprompter abgelesenen Rede eloquent über Familiensinn, Werte und Elternhaus. Und darüber, dass man hart arbeiten und stets tun müsse, was man sagt. Ein künstlicher, lang einstudierter, aber kein unsympathischer Moment.

Zielscheibe der Öffentlichkeit

Stunden später stellte sich heraus, dass ganze Passagen aus einer zu einem ähnlichen Anlass gehalten Rede von First Lady Michelle Obama Wort für Wort geguttenbergt waren. Abgeschrieben. Ohne Quellenverweis. Unter der perfekten und für viele US-Medien „hoch erotischen äußeren Hülle“ gähnte plötzlich eine Leere, die Melania Trump fast verschluckt hätte.

Natürlich leugnete Donald Trump im Namen seiner Frau jedes Fehlverhalten. Natürlich nahm am Tag darauf eine Ghostwriterin die Schuld auf sich. Natürlich versuchten finstere Kreise, jetzt erst recht an der maskenhaften Schönheit zu rütteln.

Republikanische Büchsenspanner, die von einigen Medien dem texanischen Senator Ted Cruz zugeordnet wurden, steckten der Boulevard-Zeitung "New York Post" Nacktbilder der potenziellen First Lady zu. Unter der altherrenwitzigen Überschrift "The Ogle Office", was auf das Oval Office im Weißen Haus anspielt und so viel bedeutet wie „Spanner-Büro“, räkelte sich Anfang August eine 1996 für das Männermagazin „Max“ hüllenlos aufgenommene Melania Knauss (so der Mädchenname) dem Leser entgegen; nur ihre schlanken Hände vor dem Schritt. Im republikanischen Establishment wurden nicht nur die Abteilung Bigott rot.

First Lady mit holprigem Lebenslauf

Erst zirkulierten Berichte über einen frisierten Lebenslauf - Frau Trump hat ihr Architekturstudium nie abgeschlossen. Danach wurde der Verdacht öffentlich verhandelt, dass die Tochter eines Autohändlers und einer Textildesignerin in den 90er Jahren in New York ohne Arbeitserlaubnis illegal für Vogue, Elle und andere Top-Magazine lasziv in die Kamera geblickt haben soll. Melania Trump dementierte, obwohl Dokumente, die der Nachrichtenagentur „ap“ vorliegen, das Gegenteil nahelegen. Was folgte, war das Verlassen der Schusslinie.

Während Bill Clinton seinen ehelichen Pflichten im Wahlkampf mit Eifer nachging und Tag für Tag das hohe Lied auf Hillary sang, zog sich Melania Trump verschnupft in das dreistöckige Penthouse am New Yorker Central Park zurück, in dem sie gemeinsam mit „The Donald“ und Sohn Barron (10) einen ihrer vielen Lebensmittelpunkte mit Grandezza und reichlich Zugeh-Frauen ausfüllt.

Die Öffentlichkeit und sie, eine Liebesbeziehung kann das so nicht werden. Zu groß ist immer noch der Wissendurst. Dass sich die beiden 1998 bei einer Party am Rande der Fashion-Week in New York kennenlernten, dass es 2005 auf Trumps Florida-Anwesen in Mar-a-Lago zu einer rauschenden Hochzeit kam, das bisschen wussten Interessierte. Aber nicht, welche Rolle sich die erste nicht in Amerika geborene First Lady seit über 240 Jahren zugedacht hat. Und welches Bild sie eigentlich von der Welt besitzt.

Die Ehefrau eines notorischen Chauvinisten

Ausgerechnet einer der größten Skandale ihres Mannes, das unflätige Video mit sexuell übergriffigen Anspielungen („Greif ihnen an die Muschi, du kannst alles machen, wenn du ein Star bist“) erforderte im Oktober die Rückkehr ins Scheinwerferlicht. Sprich ehelichen Beistand. Ebenso die Anschuldigungen von über zwölf Frauen, die angaben, in der Vergangenheit von Donald Trump massiv sexuell belästigt worden zu sein.

In beiden Fällen erschien Melania Trump als zutiefst loyale Verteidigerin ihres Mannes, der bereits von 1977 bis 1992 mit der gebürtigen Tschechin Ivana und von 1993 bis 1999 mit der Amerikanerin Marie Ann Maples verheiratet war. Aber einen Einblick in ihr Inneres gewährte sie nie. Ganz zu schweigen von Anekdoten, die den Alltag der entrückten Milliardärs-Familie Trump für normale Menschen fassbar gemacht hätten.

Am vergangenen Wochenende bemühte sich Melania Trump in einem Vorort von Philadelphia um so etwas wie Profil. Und auch der Versuch ging irgendwie schief. In ihrer Rede empfahl sie sich den Zuhörern in der Kleinstadt Berwyn als Anwältin der Jugend, der im Kampf gegen Online-Mobbing unbedingt geholfen werden müsse. „Unsere Kultur ist zu gemein und zu grob geworden“, sagte sie und versprach als First Lady dagegen vorzugehen.

In den Polit-Talkshows im Fernsehen zogen auch eingefleischte Trumpianer die Augenbrauen hoch. Online-Mobbing? Zu gemein? Zu grob? Ist Melania Trump nicht mit einem Großmeister der mobilen Demütigung verheiratet? Mit einem Mann, der seine Twitter-Botschaften im Wahlkampf Tag und Nacht wie Fallbeile eingesetzt hat? Jetzt ist er Präsident.

Als First Lady wartet hier eine große Aufgabe auf Melania Trump. Eine von vielen.

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