Ebola-Kranker in Spanien gelandet

Madrid (dpa) - Erstmals ist ein Ebola-Infizierter nach Europa gebracht worden. Eine Maschine der Luftwaffe, die einen mit dem Ebola-Virus infizierten Spanier aus Westafrika ausgeflogen hatte, landete auf dem Luftwaffenstützpunkt Torrejón de Ardoz bei Madrid.

 Schärfste Sicherheitsbedingungen beim Transport des mit Ebola infizierten spanischen Priesters Miguel Pajares in Madrid. Foto: Emilio Naranjo

Schärfste Sicherheitsbedingungen beim Transport des mit Ebola infizierten spanischen Priesters Miguel Pajares in Madrid. Foto: Emilio Naranjo

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Wie das Verteidigungsministerium mitteilte, befand sich neben dem erkrankten Geistlichen Miguel Pajares auch eine spanische Nonne an Bord, die mit dem Priester in Liberia zusammengearbeitet hatte, bei der aber bisher keine Ebola-Infektion festgestellt worden war.

Spanien ist nach den USA der zweite westliche Staat, der bei der aktuellen Epidemie in Westafrika einen mit Ebola infizierten Staatsbürger heimgeholt hat. Der Geistliche und die Nonne sollten in einem Madrider Krankenhaus unter strengsten Sicherheits- und Quarantäne-Vorkehrungen behandelt werden. Eine zugelassene Ebola-Therapie gibt es allerdings nicht. Bislang lässt sich bei Erkrankten nur das Fieber senken, der Blutverlust durch Infusionen ausgleichen oder auch die Funktion von Nieren oder Lunge künstlich erhalten.

Zwei an Ebola erkrankte und mit einem speziell ausgerüsteten Flugzeug heim in die USA geflogene Helfer hatten das experimentelle Mittel "ZMapp" erhalten - ob es ihnen auch deshalb besser geht, ist allerdings unklar. Das Mittel solle weiter getestet werden, sagte Präsident Barack Obama am Ende des dreitägigen Afrika-Gipfels in Washington. Die weitere Verbreitung der "sehr brutalen Krankheit" müsse so früh wie möglich gestoppt werden.

"ZMapp" war zuvor an Affen, noch nicht aber in den üblichen klinischen Testreihen erprobt worden. Es ist deshalb unklar, ob und was für Nebenwirkungen es haben kann. "ZMapp" wurde von Forschern der US-Armee mitentwickelt und besteht aus Antikörpern, die an Proteine der Viren binden und verhindern sollen, dass sie weitere Zellen infizieren. Zudem sollen sie es dem Immunsystem ermöglichen, infizierte Zellen zu eliminieren. Produziert werden die Antikörper in gentechnisch veränderten Tabakpflanzen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kündigte an, den Einsatz solcher kaum geprüften Mittel in Westafrika zu erwägen. Der Ausbruch habe die Organisation in eine ungewöhnliche Situation gebracht, hieß es am Rande einer Sitzung des Notfall-Komitees der Organisation. Darauf müsse unter Umständen auch mit ungewöhnlichen Maßnahmen reagiert werden.

Über vielversprechende Präparate in frühen Entwicklungsphasen will die WHO in der kommenden Woche zunächst mit Medizin-Ethikern beraten. "Wir haben hier eine Krankheit mit hoher Sterberate, ohne dass es eine bewährte Behandlung oder Impfung gibt", sagte die Stellvertretende WHO-Generaldirektorin Marie-Paule Kieny. Die Ethiker müssten einschätzen, was für Ärzte in dieser Situation verantwortbar ist.

Schon mehrere anerkannte Experten haben sich dafür ausgesprochen, den Einsatz experimenteller Medikamente und Impfstoffe zumindest in Erwägung zu ziehen. "Man muss sich angesichts der bereits vorhandenen experimentellen Impfstoffe fragen, ob es noch gerechtfertigt ist, nicht zu impfen", sagte Prof. Hans-Dieter Klenk von der Universität Marburg.

Allerdings müsste bei einer solchen Entscheidung erst die massenhafte Produktion angekurbelt werden. "ZMapp"-Hersteller Mapp Biopharmaceutical aus San Diego gab an, seine Reserven seien arg begrenzt. Man wolle aber mit den Gesundheitsbehörden zusammenarbeiten, um die Produktion möglichst schnell aufzustocken.

Eine Wende ist bei der verheerenden Ebola-Epidemie in Westafrika mit inzwischen mehr als 900 Toten dringend gewünscht. Weil der vor Wochen verhängte Notstand nicht ausreicht, verschärft Liberia seine Maßnahmen weiter. Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf verhängte einen dreimonatigen Ausnahmezustand. Dies bedeute, dass einige Bürgerrechte unter Umständen eingeschränkt werden könnten, sagte die Politikerin in einer landesweit übertragenen Ansprache.

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