Trump soll Aufklärung erzwingen Druck auf US-Präsident in Kaschoggi-Affäre

Washington · In der Affäre um den saudi-arabischen Regimekritiker Dschemal Kaschoggi, der nach türkischen Angaben im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet worden sein soll, wächst der Druck auf US-Präsident Donald Trump, sich einzuschalten.

 Verschwunden: Regimekritiker Dschemal Kaschoggi.

Verschwunden: Regimekritiker Dschemal Kaschoggi.

Foto: dpa

Wie die „Washington Post“ berichtet, für die der saudi-arabische Regimekritiker Dschemal Kaschoggi als Kommentator arbeitete, haben US-Geheimdienste Gespräche abgefangen, in denen saudische Akteure vor dem Verschwinden des 59-Jährigen Pläne diskutierten, den prominenten Kritiker des Königshauses in Riad festnehmen und verhören zu lassen.

Demokratische Politiker wie der ehemalige US-Vize-Präsidentschaftskandidat Tim Kaine fordern US-Präsident Donald Trump auf, sich aktiv in die Aufklärung des international für Verwerfungen sorgenden Falles einzuklinken. Das Weiße Haus müsse die Regierungen in Ankara und Riad zu lückenloser Aufklärung drängen, erklärte Kaine.

Kaschoggi hat eine Aufenthaltserlaubnis im US-Bundesstaat Virginia, den Kaine im Senat von Washington vertritt. Der Kolumnist lebte dort seit einem Jahr nach eigenen Angaben aus Angst vor Repressalien, die sich aus seiner kritischen Berichterstattung über das von Kronprinz Muhammad Bin Salman geführte Königshaus ergeben könnten. Ein Mann, der beste Verbindungen zu Trumps Schwiegersohn und Berater Jared Kushner unterhält und vom Weißen Haus mehrmals für Lockerungen in der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik des seit Jahrzehnten für Steinzeit-Islam stehenden Königshauses gelobt wurde.

Konsulat verlassen

Ähnlich persönlich in Richtung Trump wurde die Verlobte Kaschoggi. Die Türkin Hatice Cengiz appellierte in der „Washington Post“ an den Präsidenten, „Licht auf das Verschwinden von Dschemal zu werfen“. Cengiz hatte am Dienstag vergangener Woche vor dem saudi-arabischen Konsulat in Istanbul auf ihren Verlobten gewartet, der dort Unterlagen für die geplante Hochzeit abholen wollte. Überwachungskameras zeigen, wie Kaschoggi das Gebäude betrat. Wie und wann er es verlassen hat, und ob überhaupt, ist strittig.

Die saudische Regierung sagt, Kaschoggi habe das Konsulat nach Erledigung der Formalitäten zügig verlassen. Türkische Medien berichten dagegen unter Berufung auf Regierungskreise von Indizien, die auf einen geplanten Mord hindeuten sollen. Danach seien am Tag des Verschwindens Kaschoggis 15 Männer aus Saudi-Arabien in zwei Privatflugzeugen in Istanbul gelandet. Dabei habe es sich um ein Killer-Kommando gehandelt. Kaschoggis Leiche soll noch am gleichen Tag via Flugzeug die Türkei verlassen haben.

Recherchen der „Washington Post“ stützen die Schilderungen in einigen Punkten. Demnach checkten 15 Saudi-Araber am 2. Oktober in zwei Istanbuler Luxus-Hotels ein und verließen das Land via Kairo und Dubai noch am gleichen Tag. Etliche Männer seien in einem schwarzen Transporter mit verdunkelten Scheiben vom Konsulat zu der 500 Meter entfernt liegenden Residenz des saudischen Konsuls gefahren worden; zwei Stunden nach dem Eintreffens Kaschoggis.

Um Licht in die Affäre zu bringen, wollen türkische Sicherheitskräfte mit Einwilligung der Saudis das saudische Konsulat untersuchen.

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