Nach Impeachmentverfahren gegen Trump Diese Konsequenzen drohen dem Abweichler Mitt Romney

Washington · Mitt Romney stimmte für die Amtsenthebung von Donald Trump – und ahnt jetzt Böses. Was jetzt auf den Republikaner zukommen könnte.

  Mitt Romney stellt sich offen gegen Donald Trump.

Mitt Romney stellt sich offen gegen Donald Trump.

Foto: dpa/Patrick Semansky

Er könne sich ausmalen, was jetzt auf ihn zukomme, orakelte Mitt Romney, noch bevor er eine Rede hielt, mit der er sich in den Augen seiner Bewunderer einen Platz in den Geschichtsbüchern sicherte. Sicher werde er umgehend die Folgen seines Handelns zu spüren bekommen, zumal der Präsident von den Prominenten seiner Partei strikte Loyalität erwarte. Bereits am Wochenende, erzählte er der „New York Times“, habe ihn jemand in einem Supermarkt in Florida als Verräter beschimpft. Ein anderer habe aufgebracht verlangt, dass er gefälligst im Team spielen solle statt eigene Wege zu gehen. Nein, er wolle bestimmt nicht der „Stinkstiefel der Gartenparty“ sein, baute Romney in dem Interview vor. Als er kurz darauf in spektakulärem Alleingang sein Votum gegen Donald Trump begründete, machte er deutlich, dass ihm nur die eine Entscheidung bleibe, wolle er mit sich im Reinen sein.

„Wir sind bestenfalls Fußnoten“

Am Mittwoch war der Senator aus dem Mormonenstaat Utah der einzige Republikaner, der es wagte, sich gegen den eigenen Präsidenten zu stellen. Mit 52 zu 48 Stimmen entschied die Kammer, Donald Trump freizusprechen von dem Vorwurf, sein Amt missbraucht zu haben, indem er den ukrainischen Staatschef Wolodimir Selenskij zur Aufnahme von Ermittlungen gegen den Rivalen Joe Biden drängte. Zwar hatten auch andere Konservative von einem Fehler Trumps gesprochen – von einem Fehler, der nicht mit der Amtsenthebung bestraft werden dürfe. Einzig Romney plädierte nach seiner Analyse für die Absetzung.

Es waren nicht zuletzt seine sehr persönlichen Worte, die unter die Haut gingen, die Demokraten wie Adam Schiff, den Wortführer des Impeachment-Verfahrens, von bewundernswerter Courage sprechen ließen. „Ich werde meinen Kindern und deren Kindern sagen, dass ich meine Pflicht erfüllte, so gut ich es konnte, aus dem Glauben heraus, dass mein Land es von mir erwartete“, sagte Romney. „Wir alle sind bestenfalls Fußnoten in den Annalen der Geschichte“, fügte er nicht weniger emotional hinzu. Aber in der stärksten Nation auf Erden, „einer in Freiheit und Gerechtigkeit gezeugten Nation“, gab er zu verstehen, könne eine Fußnote schon einen Unterschied ausmachen.

Während die Demokraten, die geschlossen für die Abberufung Trumps votierten, „eine Rede für die Jahrhunderte“ (so der Senator Chris Murphy) gehört hatten, verspottete Trump den Abweichler als ewigen Verlierer. Hätte sich der gescheiterte Präsidentschaftskandidat Mitt Romney mit derselben Energie und demselben Zorn der Aufgabe gewidmet, einen schwächelnden Barack Obama zu besiegen, hätte er 2012 die Wahl gewinnen können, twitterte er. Bereits zuvor hatte sein ältester Sohn, Donald junior, den Ausschluss des Renegaten aus der Partei gefordert. Der Mann sei für immer verbittert, weil er nie Präsident werde, schrieb er in einem Tweet.

Es gibt Zeitgenossen, die im rebellischen Sich-Aufbäumen des ansonsten so staatstragend wirkenden Republikaners tatsächlich nur einen verspäteten Racheakt sehen. Denn im Spätherbst des Jahres 2016, Trump hatte die Wahl gewonnen und begann sein Kabinett zusammenzustellen, durchlitt er einen der peinlichsten Momente seiner Karriere. Der President-elect hatte ihn, zumindest dem Schein nach, in die engere Wahl für den Posten des Außenministers gezogen, und er selber war durchaus bereit, seinen Frieden mit dem Rivalen zu machen. Nach einem Gespräch unter vier Augen trat Romney in New York vor die Kameras, um eine Lobrede auf den Mann zu halten, den er noch Monate zuvor als Mogelpackung bezeichnet hatte. Es half nichts, das Amt ging an den Ölmanager Rex Tillerson. Trump hatte seine Nemesis schlicht vorgeführt – und zu einem verbalen Kniefall gezwungen. Nun, so eine verbreitete These, folgte die späte Revanche.

Zur Wahrheit gehört aber auch die Erkenntnis, dass Republikaner vom Schlage Romney, Republikaner der alten Schule, nichts mehr zu bestellen haben in einer Partei, in der nur noch ab und an Widerspruch gegen Trumps Nationalismus aufflackert. Im Sommer 2012 war der Ex-Gouverneur des liberalen Bundesstaats Massachusetts noch als Spitzenmann der Grand Old Party ins Duell gegen Obama gezogen. Im Februar 2020 ist er ein Außenseiter, und das keineswegs nur wegen seines Stimmverhaltens in Sachen Impeachment. Romney steht beispielhaft für die Fraktion der Freihändler, die nach 1945 fast sieben Jahrzehnte lang den Ton bei Amerikas Konservativen angab, bevor sie in der Ära des Protektionisten Trump rasant an Einfluss verlor. Er steht für Respekt für die Institutionen, für die transatlantische Allianz, für einen harten Kurs gegenüber Russland, fiskalpolitisch für einen Sparkurs, der auch bedeutet, bei den Sozialausgaben den Rotstift anzusetzen. Mit Trumps „America first“ hat er so wenig am Hut wie mit dem Populismus eines Präsidenten, der rhetorisch den Arbeiterführer gibt.

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