Die ganze Welt in einem Saal Die 55. Münchner Sicherheitskonferenz beginnt

MÜNCHEN · Bei der Münchner Sicherheitskonferenz will Bundeskanzlerin Angela Merkel die multilaterale Weltordnung stärken. Da trifft es sich gut, dass die Teilnehmer aus den USA zahlreich vertreten sind.

 Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger.

Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger.

Foto: dpa

Der Saal: so voll nie. Die Probleme in der Welt: so viele wie lange nicht mehr. Die Hoffnung auf eine Lösung heikler Krisen: dünn. Wenn Botschafter Wolfgang Ischinger an diesem Freitag bis Sonntag 35 Staats- und Regierungschefs, 50 Außenminister und 30 Verteidigungsminister zur 55. Münchner Sicherheitskonferenz versammelt, steht es in vielen Teilen der Welt schlecht um Frieden, Freiheit und Sicherheit.

Umso wichtiger wird das Gespräch – auf dem Podium wie auch in den vielen Hinterzimmern des von rund 4000 Polizisten hermetisch abgeschirmten Konferenzhotels „Bayerischer Hof“. Dabei kann sich Ischinger freuen: Das jährliche informelle Treffen in München – mit mehreren Dutzend Nebenveranstaltungen parallel zum Hauptprogramm – ist bei Regierungen weltweit mittlerweile derart gefragt, dass er den Konferenzsaal locker zwei- oder dreimal füllen könnte.

Sogar Israelis und Iraner unter einem Hoteldach

An kaum einem anderen Ort der Welt kommen Staats- und Regierungschefs samt Teilen ihres Kabinetts ohne großes Protokoll für drei Tage auf so engem Raum zusammen wie in den Tagen der Münchner Sicherheitskonferenz. Hier schaffen es sogar Israelis und Iraner unter ein Hoteldach, wenn sie auch ein gemeinsames Podium nach wie vor meiden. Für Ischinger ist diese 55. Auflage der Konferenz jedenfalls „die wichtigste und größte“ in der Geschichte der Veranstaltung – sowohl wegen der Teilnehmerzahl als auch den Inhalten nach.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte zuletzt die Bedeutung der Konferenz und will ihren Auftritt am Samstag dazu nutzen, die multilaterale Weltordnung zu stärken, die auch mit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump zunehmend infrage gestellt ist. Der wiederum schickt seine Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner nach München, aber auch Vizepräsident Mike Pence und Außenminister Mike Pompeo.

Genugtuung über großer USA-Delegation

Merkel muss nach der Absage von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron, mit dem sie in München über Europas Rolle in der Welt diskutieren sollte, diesen Part nun alleine in einer Frage-Antwort-Runde bestreiten. Deutschland, das für zwei Jahre als nicht-ständiges Mitglied einen Sitz im UN-Sicherheitsrat hat, hat sich bereiterklärt, für eine regelbasierte Weltordnung auch mehr Verantwortung zu übernehmen, wie es 2014 schon Bundespräsident Joachim Gauck und der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier für notwendig befunden hatten. Konferenzchef Ischinger sieht Deutschland wie auch die EU dabei zwar auf dem richtigen Weg. Aber: „Die Bilanz ist ordentlich, sie ist nicht großartig, aber wir bewegen uns mit einer gewissen Langsamkeit in die richtige Richtung.“

Erfreut ist Ischinger, dass die USA mit einer Delegation so groß wie nie in München vertreten sein werden. Es hätten sich derart viele Mitglieder des US-Kongresses angemeldet, dass es schwierig sei, alle unterzukriegen. So will auch die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, Trumps derzeit mächtigste Gegenspielerin in Washington, ihre Sicht auf die Weltklage erklären. Ischinger hofft, dass „der massive Auftritt“ von US-Abgeordneten in München „für eine gewisse Beruhigung“ in der aufgewühlten transatlantischen See führen könnte.

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