Das Porträt: Staffan de Mistura Der Weltbürger als Krisenmanager

Genf · Sein Gesicht ist versteinert. Staffan de Mistura zeigt keine Regung. Der Sondergesandte der Vereinten Nationen für Syrien reicht dem Delegationsleiter des Assad-Regimes die Hand, dann dreht er den Kopf weg.

 Staffan de Mistura gilt als erfahrener Krisenmanager.

Staffan de Mistura gilt als erfahrener Krisenmanager.

Foto: dpa

Staffan de Mistura, sonst Gentleman der alten Schule, ließ den Auftakt der Genfer Gespräche über den Syrien-Konflikt betont nüchtern ausfallen. Die Konferenz werde „ein sehr, sehr hartes Stück Arbeit“, betont der 69-Jährige. Niemand solle auf rasche Ergebnisse hoffen.

Ob tatsächlich eine friedliche Zukunft für das geschundene Land eingeleitet werden kann, hängt auch von de Mistura ab. Denn der Sondergesandte leitet die möglichen Gespräche zwischen dem Assad-Regime und Oppositionellen: Es wird eine Konferenz der Todfeinde.

Immerhin kann der italienisch-schwedische UN-Diplomat de Mistura von reichlich Erfahrung zehren: In seinen mehr als 40 Jahren im Dienst der Vereinten Nationen erlebte de Mistura rund 20 Konflikte hautnah mit – der jetzige Job als Friedenstifter für den Syrien-Krieg dürfte aber der härteste seiner Karriere sein. Vor ihm versuchten sich schon der frühere algerische Außenminister Lakhdar Brahimi und der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan als Sondergesandte für Syrien. Beide gaben entnervt auf.

„Ich fühle mich sehr geehrt“, sagte de Mistura nach seiner Nominierung durch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon im Sommer 2014. Doch de Mistura wusste schon damals: Er hatte sich auf eine „fast unmögliche Mission“ eingelassen.

Seitdem ist der Mann mit dem Adelstitel Marchese unermüdlich auf Achse: Seine Mission führt ihn nach Washington, New York, Moskau, Damaskus, Ankara und andere Städte der Region, er verhandelt, erklärt, überzeugt. Dabei verfolgt er unbeirrt seine Ziele – immer abgemildert durch die feinen Umgangsformen, die seine noble Herkunft ihm auferlegen.

De Mistura kam im Jahre 1947 als Sohn einer Schwedin und eines geflohenen italienischen Adeligen in Stockholm zur Welt. Nach Jesuitenschule und Politikstudium in Rom startete er 1971 seine Karriere bei den Vereinten Nationen, zunächst als Mitarbeiter des Welternährungsprogramms im Sudan. Danach folgten Posten für verschiedene UN-Organisationen wie das Kinderhilfswerk Unicef, darüber hinaus auch auf dem Balkan und in Somalia.

Herausragend waren seine Positionen als Repräsentant des UN-Generalsekretärs im Libanon sowie als Leiter der UN-Missionen im Irak und in Afghanistan. Zudem bekleidete de Mistura das Amt eines Staatssekretärs in Italiens Außenministerium. Neben Italienisch und Schwedisch parliert der Weltbürger in Englisch, Französisch, Spanisch und Deutsch. Während seiner Zeit im Orient eignete sich de Mistura auch ein umgangssprachliches Arabisch an – für den Syrien-Vermittler ein großes Plus.

Doch der 69-Jährige verlässt sich nicht nur auf seine Qualitäten als Krisenmanager. Wieder und wieder appelliert er an die wichtigsten Mächte außerhalb Syriens, den Krieg nicht weiter anzufachen. Zumal der Iran und Saudi-Arabien die Konfliktparteien mit Geld und Waffen versorgen. Teheran schickt sogar Militärpersonal. De Mitsura lernte in seiner jahrzehntelangen Karriere, dass „Menschen dann anfangen miteinander zu sprechen“, wenn die Unterstützung für einen Konflikt ausbleibt. „Wenn man dem Feuer den Sauerstoff entzieht, geht das Feuer zwangsläufig aus.“

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