Computerattacken Cyberkrieg mit Russland

Washington · US-Präsident Barack Obama kündigt Vergeltung an und riskiert eine schwere Konfrontation mit Moskau. Wie der Gegenschlag im digitalen Raum aussehen würde, ließ er unerwähnt.

Computerattacken im Präsidentschaftswahlkampf werfen US-Geheimdienste Moskau vor.

Computerattacken im Präsidentschaftswahlkampf werfen US-Geheimdienste Moskau vor.

Foto: dpa

Kurz vor Ende seiner Amtszeit riskiert US-Präsident Barack Obama eine schwere Konfrontation mit Russland. Ausgelöst durch detaillierte Berichte von US-Geheimdiensten, die Moskau Computerattacken im Präsidentschaftswahlkampf zulasten der Demokratin Hillary Clinton vorwerfen, kündigte Obama unverklausuliert Vergeltung an. „Ich denke, es gibt keinen Zweifel daran, dass wir handeln müssen, wenn eine ausländische Regierung versucht, die Integrität unserer Wahlen anzugreifen“, erklärte Obama im Radiosender NPR und fügte hinzu. „Und das werden wir, zu einem Zeitpunkt und an einem Ort, den wir bestimmen.“

Wie der Gegenschlag im digitalen Raum aussehen würde, ließ Obama unerwähnt. Medien spekulieren darüber, dass die USA enthüllen könnten, wie „reich und korrupt“ Russlands Präsident Wladimir Putin „wirklich ist“. Seit Jahren halten sich Spekulationen, dass der Kremlherrscher ein Milliardenvermögen angehäuft haben soll; gespeist aus den Gewinnen heimischer Energie-Riesen.

E-Mails der Demokraten gestohlen

Bereits vor der Wahl hatte die US-Regierung, anders als der designierte Präsident Donald Trump jetzt behauptet, durch Geheimdienstkoordinator James Clapper öffentlich erklären lassen, dass Russland hinter diversen Cyberanschlägen steckt. Die digitalen Eindringlinge hatten massenweise E-Mails aus der Parteizentrale der Demokraten gestohlen. Auch das private E-Mail-Konto von Clintons Wahlkampfmanager John Podesta wurde geknackt. Die „Beute“ fand später über die Enthüllungsplattform Wikileaks den Weg in die Öffentlichkeit und „beschädigte Clintons Ansehen zusätzlich“, sagen die Geheimdienste.

Russlands Konter damals wie heute: „Lächerlicher Unsinn.“ Washington möge Beweise auf den Tisch legen oder schweigen, erklärte Regierungssprecher Peskow. Recherchen des Fernsehsender NBC News, die inzwischen von anderen Medien bestätigt wurden, legen inzwischen den Verdacht nahe, dass Putin persönlich die Veröffentlichung der für Clinton negativen E-Mails veranlasst haben könnte. Sein Motiv: Rache. Clinton hatte als Außenministerin vor fünf Jahren die Legitimität der Wahl Putins zum russischen Präsidenten vehement angezweifelt. Ihr Tenor: Wahlmanipulation.

Obama droht mit Konsequenzen

Die direkte Einmischung Putins in die US-Wahl ist herrschende Meinung im Weißen Haus. Obamas Sicherheitsberater Ben Rhodes erklärte, dass Dinge mit „solcher Tragweite“ nie ohne Putins Segen geschehen würden. Beim jüngsten G-20-Gipfeltreffen in China soll Obama Putin im Vier-Augen-Gespräch ausdrücklich bedeutet haben, die Cyberangriffe einzustellen. Andernfalls drohten Konsequenzen.

Was Obamas designierten Nachfolger Donald Trump nicht zu kümmern scheint. Der New Yorker Milliardär hält die Vorwürfe gegen Russland für bewusst vom Obama-Clinton-Lager konstruiert, um ihm den Sieg zu rauben. Hintergrund: Am kommenden Montag tritt hinter verschlossenen Türen das Wahlleute-Gremium zusammen, das auf Basis der Resultate vom 8. November den neuen US-Präsidenten wählt. Seit Tagen ist eine Revolte im Gang. Ziel ist es, mindestens 37 Mitglieder des „electoral college“ zum Überlaufen ins Clinton-Lager zu bewegen. Würde das gelingen, zöge Clinton ins Weiße Haus ein. Über 60 Wahlleute hatten zuletzt gefordert, so schnell wie möglich umfassend über die russische Intervention in die Wahl informiert zu werden.

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