Revolution geht immer Carles Puigdemont verlässt Deutschland

BERLIN · Kataloniens Ex-Regionalpräsident Carles Puigdemont verabschiedet sich aus Berlin und macht sich auf nach Belgien. Zum Abschied schaut er zurück - und in die Zukunft.

Carles Puigdemont, ehemaliger Ministerpräsident von Katalonien, beantwortet bei einer Pressekonferenz Fragen von Journalisten zur aktuellen juristischen und politischen Lage.

Carles Puigdemont, ehemaliger Ministerpräsident von Katalonien, beantwortet bei einer Pressekonferenz Fragen von Journalisten zur aktuellen juristischen und politischen Lage.

Foto: dpa

An diesem Samstag verlässt er Deutschland. Nach vier Monaten zwischen Hoffen und Bangen, zuletzt in Freiheit. Adéu Alemanya. Nächstes Ziel: wieder Belgien. Von dort soll die Revolution eventuell neu angeblasen werden, aber das ist noch nicht ausgemacht. Doch vorher ist Carles Puigdemont noch einmal angetreten – in Begleitung von gleich vier Rechtsanwälten –, um seine Sicht der Dinge auf Katalonien, auf Spanien, auf Deutschland und auf Europa zu erzählen. „Vielen Dank, guten Morgen“, sagt der frühere Regierungschef von Katalonien zum Abschied in Berlin. Es folgt ein Morgengruß auf Englisch und auf Katalanisch. Den Gruß auf Spanisch verkneift er sich. Wäre ja noch schöner…

„Auf den Tag genau vor vier Monaten“, erinnert sich Puigdemont, sei er am 25. März an der deutsch-dänischen Grenze festgenommen worden. Die spanische Justiz hatte den ins EU-Ausland geflüchteten ehemaligen katalanischen Regionalpräsidenten unter anderem wegen Rebellion mit europäischem Haftbefehl suchen lassen. Vier Monate später ist der 55 Jahre alte Politiker, der ein Referendum über die Abspaltung Kataloniens vom spanischen Staat erfolgreich organisiert und mit Mehrheit für eine Unabhängigkeit ins Ziel gebracht hatte, wieder ein relativ freier Mann.

Wenngleich auch ein König ohne Land. Den internationalen Haftbefehl hat die spanische Justiz zwar kürzlich aufgehoben, aber nach spanischem Strafrecht drohen ihm wegen Rebellion immer noch bis zu 35 Jahre Gefängnis, wie einer seiner deutschen Anwälte, Wolfgang Schomburg, in Berlin betont.

Für Puigdemont stellt sich weiter die Frage nach der Zukunft Kataloniens

Jetzt will sich Puigdemont, wenn er wieder in Brüssel ist, „mit meinen Leuten treffen, und wir schauen dann, wie wir wieder Normalität herstellen können“. Zur Normalität gehört aus Sicht von Puigdemont auch angstfreies Reisen zurück auf spanisches Staatsgebiet. Ob er in den nächsten 20 Jahren überhaupt werde nach Spanien zurückkehren können, wird er in Berlin gefragt? Puigdemont weicht aus: „Ich könnte heute schon wieder auf katalanischen Boden zurückkehren, aber das wäre der französische Teil. Und der französische Teil gehört natürlich auch zu Katalonien.“

Für ihn stelle sich weiter die Frage nach der Zukunft Kataloniens: „Hat Spanien tatsächlich einen politischen Plan oder nicht?“ Er bietet der Regierung in Madrid weiter Gespräche an: „Die Tür zum Dialog und zu Treffen mit uns ist immer offen.“ Ihm geht es um nicht weniger als um „die katalanische Frage“, die vor allem eine europäische Frage sei. Sie seien immer für die Einheit Europas eingetreten.

Keine Kleinstaaterei? „Katalonien ist größer als Dänemark“, sagt der Katalane selbstbewusst. Wieso sollte man eine „innere Ausweitung durch kleinere Staaten“ verbieten, umschreibt Puigdemont geschickt eigene Separationspläne, „wenn von außen kleinere Staaten dazukommen“, schiebt er damit einen Vergleich mit der Aufnahme neuer Mitglieder in die EU hinterher. „Wir haben mehr Einwohner als viele kleine EU-Staaten.“ Welche Staaten der EU die katalanischen Separationspläne unterstützen? Puigdemont: „Keine.“ Aber da wäre da noch das Volk. „Wir haben sehr viel Unterstützung der europäischen Bürger.“ Ein bisschen Revolution geht immer.

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