Streitkräfteamt der Bundeswehr in Bonn Bonner wartet auf Ebola-Einsatz in Afrika

BONN · Der Mediziner in Uniform vom Streitkräfteamt der Bundeswehr in Bonn meldete sich freiwillig für den Einsatz gegen das Ebola-Virus in Afrika. "Die Bundeswehr kann auch humanitär viel leisten", sagt Niels von Rosenstiel.

Oberstarzt Niels von Rosenstiel ist leitender Sanitätsoffizier beim Streitkräfteamt der Bundeswehr in Bonn und Hausarzt aller außerhalb eines Einsatzes im Ausland stationierten deutschen Soldaten.

Oberstarzt Niels von Rosenstiel ist leitender Sanitätsoffizier beim Streitkräfteamt der Bundeswehr in Bonn und Hausarzt aller außerhalb eines Einsatzes im Ausland stationierten deutschen Soldaten.

Foto: Nicolas Ottersbach

"Natürlich habe ich Angst, mich anzustecken", sagt 55-jährige leitende Sanitätsoffizier beim Streitkräfteamt der Bundeswehr in Bonn. Trotzdem zögerte er nicht, als Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Ende September einen Aufruf startete, in dem sie Freiwillige für den Einsatz gegen das Ebola-Virus in Afrika suchte. Wie Tausende weitere Soldaten und Zivilisten bewarb sich der Oberstarzt und wartet jetzt darauf, losgeschickt zu werden.

Für von Rosenstiel war das selbstverständlich. "Die Bundeswehr kann auch humanitär viel leisten, diese Möglichkeit sollten wir nutzen", sagt der Mediziner. Den Aufruf der Ministerin fand er eine "tolle Initiative" und wünscht sich, dass diese auch schnell in die Tat umgesetzt wird.

Schon als Elfjähriger habe er gewusst, dass er Arzt werden wollte. Damals litt er unter einer heftigen Lungenentzündung und merkte: "Ich könnte Menschen helfen." Nach seinem Abitur studierte er in Den Haag Medizin und bleib nach seinem Wehrdienst bei der Bundeswehr. Bei der Truppe ist er der "Hausarzt aller außerhalb eines Einsatzes im Ausland stationierten deutschen Soldaten", wie er sagt. So ist der 55-Jährige ständig in der ganzen Welt unterwegs und betreut auch die 55 Bundeswehrsoldaten, die sich momentan in Afrika befinden. Dass er für den Einsatz ausgewählt wird, ist dank seiner Erfahrungen wahrscheinlich.

[kein Linktext vorhanden] Auf von Rosenstiels Schreibtisch liegt das mittlerweile 30. Update des Sanitätsdienstes zur Ebola-Situation, besser vorbereitet könnte man kaum sein. Trotzdem weiß er nur das, was auch in den Medien zu lesen ist. Wann es losgeht, wohin genau? All das ist noch unklar, genau wie die Dauer des Einsatzes.

Malaria, Tuberkulose, Denguefieber - nicht nur das Ebolavirus birgt eine Gefahr

Der Arzt ist sich aber sicher: "Länger als drei Monate hält man das nicht aus." Von Rosenstiel kennt die Situation in Afrika, er war nicht nur beruflich, sondern auch ehrenamtlich, in Kenia und Südafrika im Einsatz. "Wenn man sich dort nicht schützt, wird man krank", sagt er er. Schon ein Rest Schweiß am Schutzanzug könne beim falschen Ausziehen den Virus übertragen. Malaria, Tuberkulose, Denguefieber - nicht nur das Ebolavirus berge eine Gefahr für die Freiwilligen.

Vor Ort wird von Rosenstiel wahrscheinlich in einem Krankenhaus arbeiten, Patienten untersuchen, Labortests machen, Ultraschall- und Röntgenbilder aufnehmen. Dass es bei dem Einsatz nicht primär darum gehen kann, Infizierte zu retten, ist ihm klar. Vierzig bis neunzig Prozent aller Ebolainfizierten sterben. "Man muss mit Toten rechnen, aber es geht um jeden einzelnen Patienten." Der Arzt erinnert sich noch an die letzte Ebolawelle 1976. "Dieses Mal hat es Dimensionen angenommen, die bedenklich sind", sagt er. "Es geht darum, die Dynamik rauszunehmen."

Würde sich einer der Freiwilligen infizieren, habe er Vertrauen, dass die Versorgung des Erkrankten gesichert ist. Kritisch würde es, wenn ein ganzes Team krank würde. "Dann müssten erst mal Notfallpläne entwickelt werden", sagt von Rosenstiel.

Aus der Ferne schwer einzuschätzen sei auch, wie Menschen in Afrika auf Helfer reagieren werden. In Afrika sei es üblich, dass die Familie die Pflege und Verpflegung der Angehörigen übernimmt, auch wenn diese im Krankenhaus leben. Diese Praxis sei bei einem so hochansteckenden Virus undenkbar. Um seine Sicherheit habe er allerdings keine Angst, sagt von Rosenstiel. Der Arzt hat eine Frau und zwei erwachsene Kinder die sich zwar Sorgen machten, seine Entscheidung aber mittragen. "Die wissen, dass ich mit Herzblut Arzt bin und in solchen Situationen handeln muss."

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