Kommentar zur Lage im Gazastreifen Zynisches Kalkül

Meinung · Hinter den Kämpfen am Gazastreifen steckt das zynische Kalkül der radikalislamischen Hamas. Viele Tote und Verletzte werden dabei in Kauf genommen, meint GA-Redakteur Kai Pfundt.

 Palästinenser demonstrieren an der Grenze zu Israel im Süden des Gazastreifens.

Palästinenser demonstrieren an der Grenze zu Israel im Süden des Gazastreifens.

Foto: dpa

Ein Ziel hat die Hamas mit den von ihr gesteuerten Unruhen am Grenzzaun zu Israel schon erreicht: Der Gazastreifen findet wieder international Beachtung. Und zwar vielfach so, wie von der radikalislamischen Organisation beabsichtigt: Auf der einen Seite die verzweifelten Bewohner des von seinen Nachbarn Israel und Ägypten blockierten Landstreifens am Mittelmeer, die gegen ihre hoffnungslose Situation protestieren. Auf der anderen Seite die hochgerüsteten Israelis, die bei Grenzverletzungen scharf schießen und seit dem vergangenen Karfreitag über zwanzig Menschen töteten.

Doch wie immer in nahöstlichen Konflikten: Mit den Farben schwarz und weiß ist die Situation nicht auszumalen. Mit kompromissloser Härte gehen nicht nur die Israelis vor. Die Hamas, die seit über zehn Jahren im Gazastreifen herrscht, verweigert ihrerseits jegliches Entgegenkommen, um die untragbare Lage der knapp zwei Millionen Bewohner des Gebiets zu erleichtern.

Dahinter steckt zynisches Kalkül. Es geht für die Hamas im Gazastreifen nicht darum, den Menschen ein halbwegs erträgliches Leben zu ermöglichen. Im Gegenteil: Je verzweifelter und notleidender die von der Außenwelt abgeschnitten Bewohner sind, desto eher sind sie bereit, den radikalen Zielen der Organisation zu folgen: erstens der Sicherung der eigenen Machtbasis in dem Gebiet und zweitens dem militärischen Kampf gegen Israel, egal wie aussichtslos er ist. Die Toten und Verletzten der Auseinandersetzungen am Grenzzaun zu Israel sind Opfer eines grausamen Kalküls, Kanonenfutter in einem ausweglosen Konflikt.

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