Kommentar zur Rede von Suu Kyi Verpasste Chance

Meinung | Bangkok · Der Blick der faktischen Regierungschefin von Myanmar ist von einer Wolke falscher Informationen und Halbwahrheiten vernebelt, kommentiert GA-Korrespondent Willi Germund.

 Dramatische Verhältnisse: Eine Flüchtlingssiedlung der Rohingya wird vom Regen weggeschwemmt.

Dramatische Verhältnisse: Eine Flüchtlingssiedlung der Rohingya wird vom Regen weggeschwemmt.

Foto: AP

Myanmar gegen den Rest der Welt – das ist Lagermentalität, mit der die Bevölkerungsmehrheit des Landes auf die Vorwürfe wegen der Vertreibung von 400.000 Angehörigen der islamischen Minderheit der Rohingya nach Bangladesch reagierte. Aung San Suu Kyi, die faktische Regierungschefin, scheiterte am Dienstag bei dem Versuch, nach langem Schweigen aus dieser Ecke auszubrechen. Die Verachtung, die ihr auch von früheren Bewunderern entgegenschlägt, dürfte nun weiter wachsen.

Die Militärs haben längst Fakten geschaffen. Die Lady hielt lediglich das lahme Angebot bereit, ihr Land wolle Vertriebene wieder aufnehmen, vorausgesetzt, sie können beweisen, dass sie rechtmäßig in Myanmar gelebt haben. Damit umgeht Aung San Suu Kyi zwar den Streit um die Staatsbürgerschaft, die den Rohingya systematisch verweigert wird. Aber sie gibt keine Antwort auf die Frage, wie ihr Miniplan umgesetzt werden soll.

Die Rede zeigt zudem, wie sehr die Friedensnobelpreisträgerin der Wirklichkeit entrückt ist. Sie versuchte der Welt weiszumachen, es gebe seit dem 5. September keine Militäraktionen gegen die Rohingya mehr. Beobachter konnten von Bangladesch aus das Gegenteil sehen.

Aung Sang Suu Kyi steckt ihren Kopf zwar nicht in den Sand, wie Amnesty International ihr vorwarf. Aber ihr Blick ist von einer Wolke falscher Informationen und Halbwahrheiten vernebelt. Ihre Ankündigung, die für Übergriffe Verantwortlichen zu bestrafen, ist ehrenwert. Aber als Gefangene der vom Militär bestimmten Machtverhältnisse sollte sie nicht solche falschen Erwartungen wecken.

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