250 000 Menschen in der Stadt Russland verlängert Waffenruhe in Aleppo bis Samstag

Damaskus/Genf · Mit einer Verlängerung der Waffenruhe in Aleppo will Russland guten Willen zeigen. Gleichzeitig gerät das Land unter Druck: Die UN wollen Kriegsverbrechen gegen die Bevölkerung genauer untersuchen. Die wartet unterdessen vergeblich auf Hilfe.

Russland hat die Feuerpause für die umkämpfte syrische Stadt Aleppo bis Samstagabend verlängert. Kremlchef Wladimir Putin habe entschieden, dass die Waffenruhe bis 19.00 Uhr Ortszeit gelten soll, sagte Sergej Rudskoj vom russischen Generalstab Agenturen zufolge.

Russland hatte zusammen mit seinem Verbündeten Syrien Anfang der Woche eine "humanitäre Waffenruhe" angekündigt.

Die für Freitag von den UN angekündigte Rettungsaktion für Verwundete und Kranke im Osten der geteilten syrischen Metropole konnte zunächst jedoch nicht beginnen. Die Sicherheit der Helfer sei trotz vorheriger Zusagen aller Konfliktgegner nicht gewährleistet, sagte der Sprecher des UN-Koordinierungsbüros für Nothilfe (OCHA), Jens Laerke, in Genf.

Ein vom russischen Militär eingerichteter Livestream zeigte den gesamten Tag über mehrere Krankenwagen des Arabischen Halbmondes, die vor einem Kontrollpunkt zum Ostteil Aleppos warteten. Hilfsorganisationen hatten erstmals geplant, Verletzte und Verwundete aus der umkämpften Stadt herauszubringen.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sollen immer noch bis zu 300 000 Menschen in den von Rebellen kontrollierten Gebieten im Osten Aleppos festsitzen. Ihnen fehlt es an Essen und Medikamenten.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich daher unzufrieden mit den bisherigen Ergebnissen des Waffenstillstandes. Die Feuerpause sei nicht nachhaltig und stabil, kritisierte Merkel zum Abschluss des EU-Gipfels in Brüssel. "In diesen kurzen Zeiten des Waffenstillstands ist es bislang auch nicht gelungen, wirklich humanitäre Hilfe leisten zu können." In der nordsyrischen Stadt gebe es "barbarische Situationen", sagte Merkel.

Der UN-Menschenrechtsrat entschied am Freitag, Kriegsverbrechen gegen die Bevölkerung von Aleppo zu untersuchen. Westliche und arabische Staaten verabschiedeten eine Resolution, nach der Verstöße fair und unabhängig untersucht werden sollen. Mutmaßliche Täter müssten öffentlich identifiziert und juristisch zur Verantwortung gezogen werden, forderte das UN-Gremium.

Vor allem das syrische Regime und sein Verbündeter Russland geraten dadurch unter Druck. Zwar hätten auch Extremisten in Aleppo Bewohner getötet, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Rad al-Hussein, aber das Regime und seine Verbündeten seien für nahezu alle zivilen Opfer verantwortlich.

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