Atombombentest in Nordkorea Kims sechste und gefährlichste Bombe

Peking · Erschütterungen sind die Chinesen an der Grenze zu Nordkorea nach fünf Nukleartests zwar gewohnt. Doch dass die Erde so schlimm beben würde wie an diesem Sonntagmittag – damit hat dann doch keiner gerechnet.

Die von der Regierung Nordkoreas am 3. September verbreitete Aufnahme zeigt Staatschef Kim Jong Un (2. von rechts) bei der Inspektion eines angeblichen Wasserstoffbomben-Sprengkopfes an einem nicht genannten Ort.

Die von der Regierung Nordkoreas am 3. September verbreitete Aufnahme zeigt Staatschef Kim Jong Un (2. von rechts) bei der Inspektion eines angeblichen Wasserstoffbomben-Sprengkopfes an einem nicht genannten Ort.

Foto: dpa

„Ich habe meine Unterhose angezogen und bin einfach nur gerannt“, schreibt ein Nutzer aus der Grenzregion Yanbian über den Kurznachrichtendienst Wechat. Ein anderer berichtet, dass das Beben mindestens zehn Sekunden angedauert habe. Zehntausende seien panisch aus ihren Häusern gerannt, berichtet das chinesische Staatsfernsehen.

Zum sechsten Mal hat das Regime in Pjöngjang unterirdisch eine nukleare Bombe testen lassen. Von „mindestens zwei schweren Erschütterungen“ berichten die chinesischen Staatsmedien. Zunächst habe es auf nordkoreanischer Seite mittags gegen 12.30 Uhr eine schwere Explosion gegeben, acht Minuten später habe es ein schweres Nachbeben gegeben. Erdbebenwarten weltweit haben eine Magnitude der Stärke 6,3 am Ort der Explosion gemessen – zehn Mal stärker als der Test vor einem Jahr, dem bis dahin stärksten Nukleartest der Nordkoreaner.

Staatsmedien feiern den Test

Die Bestätigung aus Pjöngjang ließ nicht lange auf sich warten. In einem rosa Gewand verkündete eine freudestrahlende Nachrichtensprecherin mit feierlicher Stimme etwa eine Stunde später die „erfolgreiche Zündung einer Wasserstoffbombe“. Sie habe „eine beispiellose Kraft“ entfaltet und sei ein „sehr bedeutsamer Schritt beim Erreichen des Ziels zu einer Atommacht aufzusteigen. Zudem könne mit der Bombe auch eine Langstreckenrakete bestückt werden.

Dass es sich am Sonntagmittag um einen weiteren Nukleartest handelte, bestätigten wenig später auch die Regierungen von Südkorea, China und Japan. Ob es sich jedoch auch um die Explosion einer Wasserstoffbombe handelt, wie von Nordkorea behauptet, wird derzeit noch geprüft.

Nachbarn sind besorgt

Bei der Atombombe spalten sich die Atomkerne, bei einer Wasserstoffbombe fusionieren sie. Mit ihnen lassen sich sehr viel stärkere Explosionen erzeugen als mit Atombomben. Während der Nukleartest vor einem Jahr noch eine Explosionskraft von 10.000 Tonnen des herkömmlichen Sprengstoffs TNT erreichte, waren es dieses Mal über 120.000 Tonnen. Das sei „eine wirklich große Waffe“, befindet Militärexperte Bruce Bennett der US-Denkfabrik Rand Corporation.

Der Zorn über Nordkoreas erneutem Nukleartest ist weltweit groß. US-Präsident Donald Trump bezeichnete in einem Tweet als „sehr feindlich und gefährlich“. Pjöngjang sei eine „große Bedrohung“. Japan rief unverzüglich eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates ein, bereits zum zweiten Mal innerhalb einer Woche. Erst am Dienstag versetzte der nordkoreanische Diktator Japans Bewohner in Angst, als er eine ballistische Rakete über den Norden des Inselstaates feuern ließ. Auch China, offiziell Nordkoreas letzter verbliebener Verbündeter, ist verärgert. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums verurteilte in für chinesische Verhältnisse ungewöhnlich scharfen Worten das Vorgehen Nordkoreas und kündigte „entschiedenen Widerstand“ an. Nordkorea solle aufhören, „falsche Aktionen zu unternehmen, die die Situation verschlimmern“.

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